Gebündeltes Wissen zu Paris-Abkommen, CO2-Fußabdruck und nachhaltigem Wirtschaften

Wie wichtig es ist, die in diversen wissenschaftlichen Arbeiten enthaltenen Erkenntnisse in Metastudien zu bündeln, wird derzeit bei der Corona-Pandemie deutlich. Die Forschungssynthese bringt aber auch beim Thema Erderwärmung mehr Klarheit. Hilft das Weltklimaabkommen? Was kann man als Einzelperson tun? Ist Wachstum mit Klimaschutz vereinbar? Antworten auf diese Fragen bieten drei Metastudien mit Beteiligung des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change). Sie wurden jetzt in Environmental Research Letters veröffentlicht. Die renommierte Fachzeitschrift stellt gerade eine Auswahl von Metastudien zusammen, als Unterstützung für den nächsten Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC; das MCC ist dabei auch koordinierend tätig.

In der ersten jetzt veröffentlichten Metastudie sichtet ein Forschungsteam unter Leitung der Hertie School of Governance in Berlin die Literatur zum Weltklimaabkommen von Paris: wie es in rund 300 einschlägigen Einzelstudien bewertet wird, welche der initiierten Mechanismen die Wissenschaft beleuchtet und was sie als wichtigste Treiber, Hindernisse und Empfehlungen mit Blick auf Erfolg ansieht. „Es ist nach unserer Kenntnis die erste systematische Forschungssynthese auf diesem Feld“, sagt Ulrike Kornek, Leiterin der MCC-Arbeitsgruppe Governance und Mitautorin. Ihr Fazit lautet: „Das Paris-Abkommen hat noch Mängel in Bezug auf Transparenz, es müsste zudem bessere Vorkehrungen gegen Trittbrettfahrer-Verhalten von Staaten setzen – aber es liefert wichtige Akzente in Bezug auf politische Normen und Lernprozesse.“

In der zweiten Metastudie geht es darum, den individuellen CO2-Fußabdruck zu senken. Dazu hat ein Forschungsteam unter Leitung der Uni Leeds aus rund 7000 Fachartikeln 781 Optionen identifiziert. „Insbesondere der Mobilitätsbereich ist vielversprechend“, berichtet Felix Creutzig, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Landnutzung, Infrastruktur und Transport und Mitautor: „Autofrei leben, auf E-Mobilität umsteigen, auf einen Langstreckenflug hin und zurück verzichten – die Literatur taxiert die dadurch jährlich vermiedenen Emissionen jeweils im Schnitt auf rund zwei Tonnen CO2.“ Wirksam sei auch, die Ernährung auf mehr pflanzenbasierte Produkte umzustellen sowie Strom aus erneuerbaren Quellen zu verwenden oder selbst zu erzeugen. „Aber viele der Optionen brauchen politische Unterstützung“, betont Creutzig. „Es bleibt die Verantwortung der Regierungen, dafür zu sorgen, dass Einzelne das Klima wirksam schützen können.“

In einer dritten, zweiteiligen Metastudie geht es um den Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und Treibhausgasemissionen. Dazu hat ein Forschungsteam unter Leitung der Universität für Bodenkultur Wien rund 11.000 Fachartikel ausgewertet. Demnach wird eine echte Entkopplung, also eine Verringerung der Emissionen bei steigender Wirtschaftsleistung, nur in ganz wenigen Fällen beschrieben, und zwar für europäische Länder, die viel in erneuerbare Energien investieren. „Wesentliche Bedingung ist hier, dass der Staat massiv in CO2-neutrale Infrastrukturen investiert“, sagt MCC-Forscher und Coautor Creutzig: „Das ist relevant, wenn es darum geht, nach dem Ende der Corona-Pandemie Konjunkturpakete zu schnüren und damit zugleich nachhaltigeres Wirtschaften zu etablieren.“

Über Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH

Das MCC erforscht nachhaltiges Wirtschaften sowie die Nutzung von Gemeinschaftsgütern wie globalen Umweltsystemen und sozialen Infrastrukturen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Unsere sieben Arbeitsgruppen forschen zu den Themen Wirtschaftswachstum und -entwicklung, Ressourcen und Internationaler Handel, Städte und Infrastrukturen, Governance sowie wissenschaftliche Politikberatung. Das MCC ist eine gemeinsame Gründung der Stiftung Mercator und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

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