„Soziale Distanzierung und Quarantäne sollen die Covid-19-Pandemie aufhalten – und haben die US-Wirtschaft in eine Rezession gestürzt. Wir messen die Tiefe der Rezession anhand traditioneller Konjunkturdaten (u. a. wöchentliche Einzelhandelsumsätze, Arbeitslosenanträge), nutzen aber auch Big Data (z. B. Restaurantbesuche, Reisebuchungen und Ticketverkäufe, Passagierzahlen und Google-Suchanfragen für „Rezession“ und „Arbeitslosenzahlen“). Beide deuten auf einen beispiellosen Einbruch der Binnennachfrage hin.
US-Anleihen: Zwar dauert die Pandemie an, mittlerweile zeichnet sich jedoch ein Abflachen der Kurve in Europa ab. Die USA nähern sich dem Höhepunkt zumindest an, die Treasury-Renditen haben daher womöglich ihren Tiefpunkt bereits hinter sich. Langfristig zeichnen die Treasury-Fundamentaldaten ein düsteres Bild steigender Haushaltsdefizite und Anleiheemissionen. Nach der Verkaufswelle vom März warten wir auf eine Stabilisierung der Kreditmärkte. Allem Anschein nach kehrt die Liquidität an die US-Rentenmärkte zurück: Die Liquiditätsprämien sinken, für die Preisfindung sind jetzt wieder die Kreditrisikoaufschläge maßgeblich. Seit Kurzem kauft auch die Fed Unternehmensanleihen auf und sorgt damit für Stabilität und Liquidität, der Markt hat die Eingriffe der Fed jedoch noch nicht für alle Laufzeiten vollständig eingepreist. Wegen der Wertpapierkäufe der Fed sind Unternehmensanleihen mit kurzer Laufzeit trotz hoher Nachfrage knapp. Die High Yield-Märkte erholen sich allmählich, jedoch je nach Marktsegment uneinheitlich; auch die Volumen haben noch nicht ihr Vorkrisenniveau erreicht. Womöglich finden Anleger am Markt inzwischen attraktive Einstiegskurse. Dafür sprechen die Renditen, die sich in früheren Krisen mit High Yield-Anleihen erzielen ließen, zwei Jahre nachdem die Risikoaufschläge gegenüber Staatsanleihen die Marke von 800 Basispunkten erreicht hatten. Wir sehen weiterhin Potenzial bei Verbriefungen und Wohnungsbauhypotheken. Bei gewerblichen Hypothekenverbriefungen besteht das Risiko von Modifikationen und Stundungen, weshalb wir auf Qualität achten. Noch beobachten die Märkte, wie die Konjunkturpakete in diesem wirtschaftlich ungewissen Umfeld wirken. Wir investieren daher vor allem in die risikoarmen Segmente der Rentenmärkte.
US-Aktien: Am 19. Februar haben die US-Aktienmärkte ein neues Allzeithoch erreicht und in der anschließenden Verkaufswelle bis zum 23. März 33% abgegeben. Seitdem haben sich die Kurse wieder etwas erholt – nach den Panikverkäufen wohl durchaus zu Recht. Noch sind die wirtschaftlichen Schäden durch die Pandemie und die Folgen für Unternehmensergebnisse nicht absehbar, daher lässt sich auch die Kursentwicklung an den Aktienmärkten kaum vorhersagen. Wir bleiben vorsichtig und warten die Gewinnprognosen von US-Unternehmen für die kommenden Quartale ab. Langfristig konnten US-Aktien die meisten anderen Märkte aus strukturellen Gründen abhängen, unter anderem dank der stärkeren US-Wirtschaft und einem höheren Anteil an Wachstumsaktien. Nach einem externen Schock eröffnen sich meistens auch Chancen. In der Regel gehen die Unternehmen gestärkt aus der Krise hervor, die diese Chancen nutzen können. Anleger sollten besonders betroffene Sektoren vermeiden, da diese niemals an der Spitze der anschließenden Kursrallye stehen. Im Augenblick lässt sich unmöglich sagen, ob der Markt die Talsohle erreicht hat. Mit erheblichen Marktverwerfungen eröffnen sich jedoch auch immer attraktive Einstiegskurse für langfristige Anleger, die Schritt für Schritt neue Positionen aufbauen können.“
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