Corona-Krise bringt Konjunktureinbruch im Mittelstand

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf den Mittelstand? Die Konjunkturumfrage des MITTELSTANDSVERBUNDES unter seinen Mitgliedern hat ergeben: Die wirtschaftliche Lage ist im ersten Quartal 2020 deutlich eingebrochen, der Ausblick für das weitere Jahr 2020 ist pessimistisch. 74 Verbundgruppen mit rund 77.000 angeschlossenen Unternehmen aus 18 Branchen haben sich beteiligt – darunter waren etwa Küchen & Möbel, Konsumelektronik, Schuhe & Textil, das Bauhandwerk und Lebensmittel & Getränke. 

„Wir erleben im Mittelstand derzeit eine wirtschaftliche Talfahrt mit bedrohlichem Ausmaß. Das schlimmste daran ist: Für viele Unternehmen ist noch kein Licht am Ende des Tunnels in Sicht. Die Perspektive fehlt. Darf eine gewisse Anzahl an Geschäften je nach Bundesland wieder öffnen, bleibt diese Möglichkeit einer großen Zahl der Betriebe verwehrt. Problematisch für die Akzeptanz sind insbesondere sachfremde Bemessens-Kriterien – etwa die 800 Quadratmeter-Regelung. Denn es gibt keinerlei Kausalität zwischen der Verkaufsfläche und den gesundheitlichen Effekten. Sinnvoller wäre eine maximale Kundenzahl pro Verkaufsfläche. Eine Abwägung mit nicht nachvollziehbaren und nicht transparenten Kriterien erzeugt vielfältig Unverständnis – insbesondere vor dem Hintergrund der sehr vielgestaltigen Auslegungen der politischen Beschlüsse durch die Bundesländer. Missverständnisse und Ärger sind vorprogrammiert. Länderübergreifende Standards böten hier die Chance für eine gezielte Unterstützung des Mittelstandes, etwa durch die meist bundesweit agierenden Verbundgruppen.“, mahnt Dr. Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer des MITTELSTANDSVERBUNDES. 

Wirtschaftliche Lage düster – Umsätze sinken  

Endete das Jahr 2019 mit überwiegender Zuversicht und einem optimistischen Ausblick, zeichnet sich im kooperierenden Mittelstand aktuell ein düsteres Bild. Von der positiven Erwartung ist – bis auf Ausnahmen in einzelnen Branchen – nahezu nichts geblieben. 

So konnte auch der positive Jahresbeginn das Gesamtergebnis im ersten Quartal 2020 nicht mehr ausgleichen – rund 46 % der Kooperationen registrierten sinkende Umsätze. Zum Vergleich: Im 4. Quartal 2019 sprachen weniger als 1/4 von einem Rückgang. 

Was verrät der Blick gen Anschlusshäuser der Kooperationen? Auch hier zeigt sich eine dramatische Entwicklung: Die Zahl jener Unternehmen, die im letzten Quartal 2019 von Umsatzrückgängen sprachen (22,2 %), hat sich nun im ersten Quartal 2020 mehr als verdoppelt (44,6 %). Nur 25,7 % rechnen für das weitere Jahr mit einem Aufwind. 

Der Ausblick? Pessimistisch, denn: 82,4 % rechnen im weiteren Jahr 2020 mit sinkenden Umsätzen. Konkret bedeutet das: Mehr als 1/4 der Unternehmen rechnet mit Ausfällen bis zu 10 %, gleichzeitig befürchtet nahezu die Hälfte der Unternehmen Einbußen bis zu 30 %. Rund 15 % befürchtet sogar Einbrüche von bis zu 50 %. 

Ein fast identisches Bild auch bei den Erträgen: Aller Voraussicht nach stürzen diese bei 86,5 % der Kooperationen im weiteren Jahresverlauf ab. 

Und was bedeutet die Corona-Krise für Investitionsvorhaben? Bewegten sich im ersten Quartal knapp 2/3 der Unternehmen zumindest auf stabilem Investitionsniveau, verkehrt sich auch hier das Bild. Mehr als 58 % der Verbünde rechnen im weiteren Jahr 2020 mit einer Abwärtsbewegung. 

Rückgang bei Beschäftigung befürchtet

Die Ausläufer der Pandemie machen auch vor den Beschäftigtenzahlen im kooperierenden Mittelstand nicht Halt. So rechnen im Vergleich zum ersten Quartal (14,9 %) fast doppelt so viele Verbundgruppen im weiteren Jahr 2020 mit sinkenden Mitarbeiterzahlen (29,7 %). 

Ein Abwärtstrend zeigt sich auch bei der Mitarbeiterzahl der Anschlusshäuser. 21,6 % der Anschlusshäuser planen im weiteren Jahresverlauf mit weniger Mitarbeitern (Vorquartal 9,3 %). Nur eine verschwindend geringe Zahl plant weitere Stellen. „Dies ist ein Spiegelbild der pandemiebedingten Handlungseinschränkungen. Eine Mehrzahl sah sich in dieser Starre sogar gezwungen, das im Mittelstand extrem unbeliebte Instrument der Kurzarbeit einzuführen. Versteht dieser sich doch generell als Jobmotor der Wirtschaft.“, so Veltmann. 

Einen Boom erlebt derzeit das Home-Office – 36,5 % der Kooperationen nutzen diese Form der Zusammenarbeit. „Dies zeigt die Flexibilität der Kooperationen, mit neuen Situationen auch kurzfristig umzugehen und auch in der Krise die verbleibenden Möglichkeiten entschlossen und innovativ zu nutzen.“, so Veltmann weiter. 

Die Erhebung wird regelmäßig unter den Verbundgruppen des MITTELSTANDSVERBUNDES durchgeführt, die insgesamt 230.000 mittelständische Unternehmen vertreten. Zu den befragten Einkaufs-, Marketing- und Dienstleistungskooperationen zählen beispielsweise Edeka, Rewe, Intersport, Sport 2000, expert, MEGA und BÄKO.

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