Das Auto und das Fahrrad sind nach Einschätzung des Verkehrsforschers Robert Follmer vom Institut Infas in Bonn die Gewinner der Coronakrise. Die öffentlichen Verkehrsanbieter hätten sofort mit Ausdünnung ihrer Fahrpläne auf die Krise reagiert. „Der öffentliche Verkehr hat sich viel zu schnell eingeschränkt und Verbindungen ausgedünnt. Die Folge ist: Viele Leute kommen kaum noch mit Bus und Bahn zu ihrem Arbeitsplatz“, kritisiert Follmer im Gespräch mit der Zeitschrift AUTO STRASSENVERKEHR. „Beschäftigte im Schichtbetrieb sind so mitunter gezwungen, ihren Arbeitsplatz mit dem Auto zu erreichen. Durch die Ausdünnung der Takte sind die Busse zudem in manchen Fällen so voll, dass sich das Abstandsgebot gar nicht einhalten lässt.“ Es sei auch falsch gewesen, dass die Verkehrsbetriebe abgelehnt haben, ihre Fahrzeuge regelmäßig zu desinfizieren. „Das hinterlässt bei den Fahrgästen ein komisches Gefühl, ob berechtigt oder nicht. Also fahren die Leute lieber mit dem Auto“, so Follmer, “, der auch die Studie „Mobilität in Deutschland“ im Auftrag der Bundesregierung durchgeführt hat, eine der größte Mobilitätsstudien weltweit.
Es sei möglich, dass Bus- und Bahnfahrer auch in Zukunft stärker Auto und Fahrrad nutzen. „Viele sind bei dem herrlichen Wetter auf das Fahrrad umgestiegen, viele Bus- und Bahnfahrer auf das Auto. Und das Auto bietet dabei einen unschätzbaren Vorteil, wie übrigens auch das Rad: Man kann das Ansteckungsrisiko stark vermindern. Und so kann man im eigenen Auto als verlängertes Zuhause durch die Gegend fahren, ohne sich zu gefährden“, so Follmer. „Es könnte sogar sein, dass die geringe Wertschätzung der öffentlichen Verkehrsbetriebe für die Fahrgäste dazu führt, dass Bus und Bahn dauerhaft Kunden verlieren werden. Das könnte sich zu einem langfristigen Trend entwickeln.“