Vorlage für das "Setting", das sich viel mehr als gebaute Stimmung, denn als architektonischer Raum versteht, ist die Bildsprache des Malers Caspar David Friedrich – die Darstellung von Naturerscheinungen deren Wirklichkeit existent und dennoch nicht greifbar ist. Als Bar mit kulinarischem Angebot möchte das Restaurant ein Ort der Einkehr – im übertragenden Sinne – sein. Eine surreale Welt inmitten urbaner Realität. Ein Rückzugsort zu sich selbst.
In verschiedensten Nuancen verblassende Blautöne überlagern sich in Flächen, lösen den Raum auf, konterkarieren die Perspektive und spielen mit der Wahrnehmung des Gastes. Messingfarbene Rahmen unterschiedlicher Dimensionen scheinen den Raum dann wieder angenehm zu gliedern. Die Tische aus hochglanzpoliertem schwarzgrünem Marmor treten in den Hintergrund während die homogen in naturbelassenem Leder, vom lokalen Handwerk ausgeführten Sitzelemente einen deutlichen Kontrast bilden. Ihr Arrangement schafft unterschiedlichste Aufenthaltsqualitäten: von intimen Sitznischen und gro.zügigen Sitzgruppen, bis zu einer offen gestalteten Sitzlandschaft oder einem halbhohen Sitz-Stehtisch als unverbindliche Kommunikationsorte.
Der Barbereich hebt sich durch seine dunklere Farbgebung deutlich von der sich in Endlosigkeit verlierenden Welt aus farbigen Flächen ab. Ein am Boden beginnender Teppich lässt den Gast mehr haptisch denn visuell den Zugang zunächst erfühlen – er lädt in eine weiche und gedämpfte Welt ein – setzt sich an der Wand fort und ergibt sich in einer akustisch wirksamen Spanndecke. Das stark gedimmte Licht setzt den Fokus genügsam auf die Gesichter der Gäste – die Wärme und Struktur des tief schwarz lackierten Holzes der Theke bleibt mehr spürbar denn sichtbar – der Blick des Gastes wird auf die mit echtem Messing bekleidete und teilweise verspiegelte Bar gelenkt, welche raumbildend wieder in der ihr gegenüberliegenden Wand aus unterschiedlich getönten, reflektierenden Glasflächen erscheint.
Die Reduktion auf wenige authentische Materialien wie Leder, Messing, Holz sowie die Verwendung haptisch und akustisch wirksamer Textilien, in Farbgebung der monochromen, geometrisch gegliederten Wandflächen sowie neutralen Spiegelflächen erzeugt die gewünschte Irritation der Wahrnehmung des Raumes. Es entsteht ein Innenraum der seine eigene Dimension negiert und diese gleichzeitig erweitert.
Projektdaten
Ort
Stuttgart, Deutschland
Auftraggeber
Belgin und Yilmaz Yogurtcu
Team
Hadi Tandawardaja, Design
Jure Kozmus, Design and 3D
Kooperation
Florian Siegel, Bauleitung
Fotografie
Zooey Braun
Jahr
2019
Fläche
90 m2
Schreinerarbeiten
Schreinerei Hirnholz, Stuttgart
Schlosserarbeiten
Schlosserei Schickler, Stuttgart
Sattlerarbeiten
Wiener Werkstätte, Stuttgart
Natursteinarbeiten
Karl Körner GmbH, Stuttgart
Malerarbeiten
Umut Soyyigit , Maler Schmidtke, Süssen
Bodenbelagsarbeiten
mf raumkonzepteGmbH, Winterbach
Elektrikerarbeiten und Medientechnik
mediaworks – Fa. Ciobirdan, Stuttgart
Vorhänge
JAB ANSTOETZ
DELIUS GmbH & Co. KG
Spanndecke
CLIPSO PRODUCTIONS S.A.S.
Leuchten
Modular Lighting Instruments
lambert&fils
Teppich
OBJECT CARPET GmbH
ANKER Gebr. Schoeller GmbH + Co. KG
Farben
CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz GmbH
SOMAA ist ein Büro für Architektur und Innenarchitektur. Das Büro mit Sitz in Stuttgart wurde 2007 gegründet und wird von den beiden Gründungspartnern Hadi A. Tandawardaja und Tobias Bochmann, die sich bereits im Studium kennengelernt haben geführt. Die Hochbauten und Innenräume von SOMAA. verbinden Ratio mit Poesie, erzeugen einen klaren Mehrwert und schaffen eine unverwechselbare Identität.
Mit seiner Expertise im Bereich des Bauens im Bestand hat sich das Büro durch seinestimmungsvollen Innenarchitekturen im Bereich der Gastronomie ebenso einen Namen gemacht wie im gekonnten Umgang mit Baudenkmälern.
Partner
Hadi A. Tandawardaja studierte Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart sowie in der Schweiz an der EPFL Lausanne.
Er arbeitete in international tätigen Büros in Spanien sowie in Deutschland bevor er 2007 das Büro SOMAA. mit seinem Partner Tobias Bochmann gründete.
Seine Arbeiten wurden u.a. im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt ausgestellt. Seine projektleitend geführten Bauten wurden für den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland nominiert und mit dem DDC Award für Gute Gestaltung ausgezeichnet. Er war Lehrbeauftragter im Fach Prozessgestaltung an der HFG Schwäbisch Gmünd und ist seit 2007 als Lehrbeauftragter an der Universität Stuttgart tätig.
Tobias Bochmann studierte Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart und der EPFL Lausanne in der Schweiz. 2007 gründete er zusammen mit Hadi A. Tandawardaja das Büro SOMAA. Seine projektleitend geführten Bauten wurden unter anderem mit der Auszeichnung Guter Bauten des Bundes Deutscher Architekten und dem FAMAB Award in Gold bedacht. Von 2009 bis 2011 war er als Honorardozent an der Universität Stuttgart tätig. Seit 2011 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Wohnen und Entwerfen der Universität Stuttgart.
Beide Partner sind zudem bei internationalen Wettbewerben als Fachpreisrichter tätig.
SOMAA
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70197 Stuttgart
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