Als Folge der fehlenden Ertragsperspektive in den vergangenen Jahren haben Anleger ihre Rentenanlagen zunehmend reduziert und in illiquide Anlageformen umgeschichtet. Der Anteil von Immobilien, Private Debt oder Private Equity in den Portfolios institutioneller Anleger stößt aus Sicht Krämers nun jedoch langsam an seine Grenzen. Trotz der zuletzt massiven Einbrüche an den globalen Aktienmärkten sei ein größeres Engagement in Aktien daher unausweichlich. Nicht zuletzt, um im Portfolio Liquidität als Gegenpart zu den illiquiden Anteilen aufzubauen. „Die Aktienquoten der institutionellen Anleger sind in den letzten Jahren zwar etwas angestiegen, aber trotz der überlegenen Erträge von Aktien über Renten in der strategischen Asset Allocation immer noch deutlich unterrepräsentiert“, sagt Krämer. In der Vergangenheit seien Anleger zurecht zurückhaltend gewesen, was den Aufbau einer größeren Aktienquote betreffe. „Der Aktienmarkt hat eine lange Hausse hinter sich und Aktien waren historisch betrachtet recht teuer“, so Krämer. Aktuell verunsichern die jüngsten Kurseinbrüche an den Aktienmärkten und die enormen Kursschwankungen infolge der Corona-Pandemie die Anleger zusätzlich. „Dennoch führt längerfristig kein Weg an Aktien vorbei“, sagt Krämer. „Sie bleiben die aussichtsreichste Anlageklasse.“
Um mögliche Risiken einzugrenzen, sei es wichtig, Einstiegszeitpunkt und Anlagehorizont klug zu wählen. Dabei sollte grundsätzlich ein langer Anlagehorizont präferiert werden, um mögliche Verlustperioden – wie die aktuelle Krisensituation – auszugleichen. Anleger sollten sich zudem den Durchschnittskosteneffekt zunutze machen. „Den optimalen Investitions-Einstiegszeitpunkt im Voraus zu bestimmen ist wünschenswert, allerdings unmöglich. Um aber möglichst nicht zu stark unter einem falsch gewählten Einstiegspunkt zu leiden, sollten Anleger ihren gesamten Anlagebetrag auf mehrere Zeitpunkte aufteilen, jedoch bei gleichbleibenden Investitionsbeiträgen“, erklärt Krämer. Folglich würden bei hohen Preisen weniger Anteile gekauft, während bei niedrigen Preisen entsprechend mehr Anteile gekauft werden.
Drawdown-Reduzierung mithilfe defensiver Anlagestrategien
Um langfristig gegen unerwünschte (negative) Marktentwicklungen abgesichert zu sein, sollten Anleger einen besonderen Fokus auf die Reduzierung des Drawdowns legen. Mit Drawdown wird der Verlust zwischen einem Höchststand und dem darauf folgenden Tiefstand innerhalb einer bestimmten Zeitraumes bezeichnet. Nach Ansicht Krämers könne das vor allem durch defensive Anlagestrategien erreicht werden. Einen besonderen Fokus legt der Ökonom dabei auf Qualitätsaktien, Low-Volatility-Aktien und Wandelanleihen, deren jeweilige langfristige Outperformance wissenschaftlich belegt sei. Qualitätstitel könnten Anlegern helfen, ihr Verlustrisiko zu begrenzen. „Zu Qualitätsaktien gehören fundamental gesunde und profitable Unternehmen, welche eine auskömmliche Dividende zahlen, nachhaltige und nicht-zyklische Cashflows sowie gut prognostizierbare Gewinne aufweisen“, so Krämer. Auch Low-Volatility-Aktien trügen zur Drawdown-Reduzierung bei und würden gerade in unruhigen Zeiten für gute Ergebnisse sorgen. Dabei sei wissenschaftlich festgestellt worden, dass die am wenigsten volatilen Aktien den größten monatlichen durchschnittlichen Ertrag erwirtschaften konnten. Allerdings sollte ein zusätzlicher Fokus auf der Diversifikation über Sektoren, Branchen, Kapitalisierung und Regionen, der Neutralisierung von Währungsschwankungen, der Minimierung von Handelskosten sowie auf der Rendite liegen. Schließlich könnten auch Wandelanleihen aufgrund ihrer einzigartigen Kombination aus Aktien- und Fixed-Income-Eigenschaften dazu beitragen, den Drawdown eines Portfolios zu reduzieren. „Bei steigenden Aktienmärkten nehmen Wandelanleihen an der Aufwärtsbewegung teil. In fallenden Aktienmärkten schützt die Anleihen-Komponente“, unterstreicht Krämer.
Um auch in Zukunft eine attraktive Rendite zu erwirtschaften, sieht Krämer für institutionelle Anleger trotz Coronakrise langfristig keine Alternative zu Aktien. Mithilfe von Konzepten wie dem Durchschnittskosteneffekt und einer strategischen Reduzierung des Drawdowns können etwaige Risikofaktoren jedoch bestmöglich entgegengewirkt und negative Marktentwicklungen begrenzt werden.
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