Die Pandemie hat bereits in einigen reichen Ländern die Gesundheitssysteme überlastet, doch in vielen armen Ländern werden die Herausforderungen ungleich größer sein. Im Globalen Süden haben fast drei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser oder angemessener medizinischer Behandlung. Millionen leben in überfüllten Slums oder Flüchtlingscamps, in denen es unmöglich ist, den gebotenen Abstand zu Mitmenschen einzuhalten. Frauen werden besonders betroffen sein, denn sie stellen 70 Prozent der Beschäftigten im Gesundheitswesen und übernehmen einen Großteil der unbezahlten Pflege- und Fürsorgearbeit.
Marion Lieser, Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland erklärt: „In Mali kommen auf eine Million Menschen nur drei Beatmungsgeräte, in Sambia gibt es für 10.000 Menschen einen Arzt. Aus Oxfams Erfahrung im Kampf gegen Ebola wissen wir, welche Herausforderung es ist, die Ausbreitung eines Virus zu stoppen. Wir müssen schnell handeln und zwar in einem Umfang, der historisch beispiellos ist. Andernfalls droht die schlimmste humanitäre Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg.“
Armen Ländern fehlt Geld für nötige Gegenmaßnahmen
Schätzungen des Londoner Imperial College zufolge hätte die Corona-Pandemie in diesem Jahr weltweit bis zu 40 Millionen Menschen das Leben kosten können, wenn keine Gegenmaßnahmen eingeleitet worden wären. Je schneller und konsequenter diese stattfinden, umso weniger Menschen werden sterben. Doch gerade armen Ländern fehlen dafür die Mittel. Um das Gesundheitsbudget der 85 ärmsten Länder zu verdoppeln, in denen etwa die Hälfte der Weltbevölkerung lebt, sind Oxfam-Berechnungen zufolge 159,5 Milliarden US-Dollar nötig. Oxfam fordert von den G20 als führenden Wirtschaftsnationen und anderen Regierungen wohlhabender Länder einen ambitionierten Plan zur Stärkung der öffentlichen Gesundheitsversorgung sowie entsprechende Maßnahmen der humanitären Hilfe. Fünf Punkte sind dabei wesentlich:
- Umfassende Investitionen in Gesundheitsprävention: Öffentliche Informationskampagnen, Beteiligung der lokalen Gemeinschaften an allen Präventions- und Hilfsmaßnahmen, Zugang für humanitäre Helfer*innen, Bereitstellung von sauberem Wasser, Sanitäreinrichtungen und Hygienematerial, insbesondere für die Handwaschhygiene.
- 10 Millionen zusätzliche Mitarbeiter*innen im Gesundheitsbereich: Diese Stellen müssen angemessen bezahlt und sozial abgesichert sein. Zudem braucht es Geld und Ausrüstung für lokale Hilfskräfte und humanitäre Helfer*innen.
- Gebührenfreie Gesundheitsversorgung: Medizinische Beratung, Tests und Behandlungen müssen für alle Menschen kostenlos sein.
- Private Gesundheitseinrichtungen für alle nutzbar machen: Regierungen müssen in ihren Ländern alle Gesundheitseinrichtungen erfassen und sicherstellen, dass auch privat organisierte Dienste im Kampf gegen das Virus genutzt werden können.
- Impfstoffe und Therapien sind öffentliches Gut: Globale Vereinbarungen müssen sicherstellen, dass Impfstoffe und Therapien, wenn verfügbar, allen Menschen kostenlos zugänglich gemacht werden, die sie benötigen.
Oxfam arbeitet mit lokalen Partnerorganisationen, Gesundheitsbehörden und den Vereinten Nationen in 65 Ländern zusammen, um auf die Corona-Krise zu reagieren und Leben zu retten, etwa durch die Versorgung mit sauberen Wasser und Seife sowie Informationskampagnen und Hygiene-Beratung. Oxfam fordert alle Regierungen auf, ihre Finanzmittel für humanitäre Hilfe zu erhöhen und den Hilfsplan der Vereinten Nationen vollständig zu finanzieren.
„Es ist verständlich, dass Regierungen sich jetzt darauf konzentrieren, ihren eigenen Bürgerinnen und Bürgern zu helfen. Doch insbesondere die G20 als führende Wirtschaftsnationen müssen Mittel und Wege finden, auch arme Länder zu unterstützen. Wir können diese Pandemie nur dann besiegen, wenn wir in jedem Land gegen sie vorgehen. Niemand ist sicher, bis wir alle sicher sind“, erklärt Marion Lieser.
Oxfam ist eine internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation, die weltweit Menschen mobilisiert, um Armut aus eigener Kraft zu überwinden. Dafür arbeiten im Oxfam-Verbund 20 Oxfam-Organisationen Seite an Seite mit rund 3.600 lokalen Partnern in mehr als 90 Ländern.
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