- Dirigent Sir Antonio Pappano ist Artist in Residence
- Künstlerporträts zum Pianisten Igor Levit und zur Akademie für Alte Musik Berlin
- Schwerpunktreihe präsentiert sieben Countertenöre
Die Philharmonie Essen hat ihr Programm für die Spielzeit 2020/2021 veröffentlicht. Artist in Residence ist der Dirigent Sir Antonio Pappano, der als Musikdirektor der Royal Opera in London seit 18 Jahren Herausragendes leistet und gleichzeitig das in Rom beheimatete Orchester der Accademia Nazionale di Santa Cecilia auf ein internationales Topniveau geführt hat. Sieben Konzerte und ein Künstlergespräch zeigen das große Spektrum seines künstlerischen Wirkens: Zweimal wird der Brite mit italienischen Wurzeln am Pult seines römischen Orchesters zu erleben sein, außerdem leitet er mit dem Royal Concertgebouw Orchestra und dem Chamber Orchestra of Europe weitere international profilierte Klangkörper. Yuja Wang, Jean-Yves Thibaudet, Igor Levit und Julia Fischer werden diese Konzerte als Solisten begleiten. Auch Pappano selbst wird als Instrumentalist zu erleben sein: Neben Rossinis „Petite Messe solennelle“, die der ausgebildete Pianist vom Klavier aus leitet, präsentiert er gemeinsam mit zwei Musikern der Accademia ein kammermusikalisches Brahms-Programm. Eröffnen wird die Residency das Sestetto Stradivari, das ebenfalls aus Mitgliedern des Orchesters besteht. (Biografie siehe Seite 5)
Der Pianist Igor Levit tritt nicht nur als Solist an der Seite von Sir Antonio Pappano mit Schumanns Klavierkonzert, sondern im Rahmen eines eigenen Künstlerporträts in insgesamt vier Konzerten sowie einem Gespräch in Erscheinung. In einem Solorecital widmet er sich Beethovens letzten drei Klaviersonaten, außerdem interpretiert er gemeinsam mit dem jungen Tenor Simon Bode Schuberts „Winterreise“ sowie mit dem Hagen Quartett Werke von Mozart und Schostakowitsch. (Biografie siehe Seite 7) Für ein weiteres Künstlerporträt kommt mit der Akademie für Alte Musik Berlin eines der renommiertesten Ensembles für die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts nach Essen: In drei Konzerten stehen Händels „Messiah“, Pergolesis „Stabat Mater“ sowie Werke von Mozart, Johann Christoph Friedrich Bach und Johann Christian Bach auf dem Programm. (Biografie siehe Seite 8)
Einen Schwerpunkt bildet darüber hinaus eine Konzertreihe, in der sich gleich sieben erstklassige Countertenöre präsentieren. Mit Franco Fagioli als Oreste in Händels gleichnamiger Oper und Philippe Jaroussky sind zwei Stars der Szene zu Gast. Jakub Józef Orliński und Valer Sabadus zählen zu den wichtigen Namen der jüngeren Generation. Tim Mead, Damien Guillon und Carlo Vistoli haben sich als versierte Barock-Interpreten längst auf den internationalen Bühnen etabliert.
Das Eröffnungskonzert der neuen Saison würdigt noch einmal Ludwig van Beethoven als den großen Jubilar dieses Jahres: Anne-Sophie Mutter interpretiert dessen Violinkonzert, begleitet wird sie vom Pittsburgh Symphony Orchestra unter der Leitung von Manfred Honeck. Weitere Höhepunkte im sinfonischen Programm sind darüber hinaus Auftritte von Fabio Luisi und der Philharmonia Zürich, Sir András Schiff und der Staatskapelle Dresden, Vladimir Jurowski und dem London Philharmonic Orchestra, Teodor Currentzis und dem SWR Symphonieorchester, Lahav Shani und dem Rotterdam Philharmonic Orchestra, Christoph Eschenbach und dem Konzerthausorchester Berlin, Daniele Gatti und dem Mahler Chamber Orchestra, Omer Meir Wellber und dem BBC Philharmonic Orchestra sowie Daniel Hope und dem Zürcher Kammerorchester. Besondere Akzente setzen hier außerdem Solisten wie Janine Jansen, Beatrice Rana, Patricia Kopatchinskaja, Daniil Trifonov und Midori.
Die Reihe „Große Stimmen“ wird prominent zum Klingen gebracht unter anderem von Diana Damrau, die ihren einzigen Liederabend in Deutschland geben wird, Joyce DiDonato mit einem Programm zwischen Barock und Jazz, Ian Bostridge mit einer Reminiszenz an Beethoven sowie Christian Gerhaher mit einem Schubert-Liederabend. Die Reihe „Alte Musik bei Kerzenschein“, geprägt durch den Countertenor-Schwerpunkt und die Akademie für Alte Musik Berlin, bietet neben Händels konzertant aufgeführter Oper „Oreste“ (mit Il Pomo d’Oro), Bachs „Weihnachtsoratorium“ (mit der Gaechinger Cantorey) und Händels „Messiah“ (mit dem RIAS Kammerchor Berlin) auch ein Wiedersehen mit Concerto Copenhagen, Isabelle Faust sowie Evgeni Koroliov, der den zweiten Teil von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ interpretieren wird. Zu den weiteren Pianisten, die das Publikum in der kommenden Spielzeit begrüßen kann, gehören Anna Vinnitskaya, Jan Lisiecki sowie Arthur und Lucas Jussen. Exquisite Kammermusikprogramme sind etwa zu erleben mit dem Artemis Quartett, Sol Gabetta und Bertrand Chamayou, Igor Levit und dem Hagen Quartett sowie Jörg Widmann und András Schiff. Die Orgel-Reihe setzt neben Recitals mit Iveta Apkalna, Wayne Marshall, einem gemeinsamen Konzert mit dem Titularorganisten der Kathedrale Notre-Dame Olivier Latry und dem französischen Pianisten Éric Le Sage sowie dem traditionellen Preisträgerkonzert ein besonderes Ausrufezeichen durch ein Festkonzert zum 30. Jubiläum der Städtepartnerschaft von Essen und Nischni Nowgorod.
Zu den wichtigen Jazz-Interpreten der Spielzeit 2020/2021 gehören John Scofield und Dave Holland, Gilberto Gil, Till Brönner, Bugge Wesseltoft, die furiose Band „Hildegard lernt fliegen“, Dhafer Youssef und die hr-Bigband sowie die WDR Big Band, die sich mit ihrem neuen Konzertformat „Very personal“ dem Philharmonie-Publikum einmal ganz anders vorstellen wird. Im Bereich Entertainment kommt es zu Beginn der Saison zu einer weiteren Ausgabe des erfolgreichen Formates „Very British“, bevor die legendären Bläck Fööss aus Köln auf ihrer Tournee zum 50-jährigen Bandjubiläum in Essen Station machen. Außerdem gibt es ein „Swingin’ Silvester“ mit dem Swing Dance Orchestra, die besten Hits der 90er Jahre mit der Neuen Philharmonie Westfalen, ein Tango-Konzert zum 100. Geburtstag von Astor Piazzolla mit dem WDR Funkhausorchester sowie einen musikalischen Querschnitt durch die vergangenen Jahrhunderte mit Salaputia Brass.
Neue außereuropäische Farben kommen mit den „Sounds of Heimat“ in die Philharmonie Essen: Die Fortführung der Reihen und Festivals „Sounds of Africa“ und „Sounds from East to West“ aus den vergangenen Spielzeiten schlägt eine musikalische Brücke zu frischen Klängen aus aller Welt, die den Begriff „Heimat“ sehr persönlich deuten und auch den Blick entfernter Kulturen auf die europäische Musik einschließen. Zu Gast sind hier das Berlin Oriental Quartet, das Ayça Miraç Quartett, das Ensemble Dengê Destan und das Kioomars Musayyebi Quartett.
Ein besonderes Jubiläum kann das Festival für Neue Musik NOW! feiern: Zum zehnten Mal präsentiert die Philharmonie Essen gemeinsam mit der Folkwang Universität der Künste, der Stiftung Zollverein, dem Landesmusikrat NRW sowie seit zwei Jahren auch PACT Zollverein neben zahlreichen Ur- und Erstaufführungen zentrale Werke der zeitgenössischen Musik aus den vergangenen Jahrzehnten. Das Jubiläumsfestival steht unter dem Titel „Von fremden Ländern und Menschen“, angelehnt an das gleichnamige Klavierstück von Robert Schumann. Und so führen über 20 Konzerte das Publikum auf eine Entdeckungsreise zu fremden Musikkulturen und außereuropäischen Klangsprachen in der Neuen Musik. Zu den wichtigsten Programmpunkten gehören die Uraufführung einer Oper von Riccardo Nova, die auf dem indischen Schöpfungsmythos basiert, ein Konzert mit dem Ensemble Modern, das im 40. Jahr seines Bestehens unter dem Titel „Afro-Modernism“ Werke von farbigen Komponistinnen und Komponisten präsentiert, die Aufführung von Werken fernöstlicher Komponistinnen und Komponisten durch die Essener Philharmoniker sowie das Preisträgerkonzert des Younghi Pagh-Paan Wettbewerbs.
Die Festtage Kunst5 der Theater und Philharmonie Essen (TUP) finden vom 5. bis 14. März 2021 statt. Zum sechsten Mal präsentieren die fünf TUP-Sparten – das Aalto-Musiktheater, die Essener Philharmoniker, das Aalto Ballett Essen, die Philharmonie Essen und das Schauspiel Essen – Höhepunkte ihres jeweiligen Programms. Unter dem Motto „wahl|verwandt“ tauchen die Festtage diesmal ab in die (Un-)Tiefen von Familien und anderen Schicksalsgemeinschaften.
Unter dem Titel „Philharmonie entdecken“ bietet die Philharmonie Essen ein umfangreiches Pro-gramm für Kinder, Jugendliche und Familien an. Dazu gehören Konzerte für Babys, Kleinkinder, Kin-der und Jugendliche, Familienkonzerte, Kompositionsprojekte, Schulkonzerte, Philharmonie-Führungen und Orgelvorführungen für Kinder, Konzerteinführungen für Kinder und Ferienworkshops. Die Folkwang Musikschule präsentiert sich mit ihren Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern am 26. September 2020 und stellt ihre Bereiche Instrumentalausbildung, Tanz, Schauspiel, Gesang und Popularmusik mit einem abwechslungsreichen Programm für die ganze Familie vor. Erwachsene haben an ausgewählten Terminen über die gesamte Spielzeit hinweg die Möglichkeit, sich intensiver mit klassischer Musik auseinanderzusetzen, etwa in den Konzerteinführungen „Die Kunst des Hörens“, durch Künstlerbegegnungen bei der Reihe „Philharmonie Debüt“, in Philharmonie-Führungen und Orgelvorführungen oder mit dem Projekt „Philharmonie trifft Universität“.
TUP-Theaterfest: Gemeinsam Kultur erleben
Am Sonntag, 30. August 2020, öffnet die Philharmonie Essen ihre Türen und lädt alle Konzert- und Theaterfreunde ein, die neue Saison 2020/2021 zu starten. Beim diesjährigen TUP-Theaterfest aller Sparten dreht sich alles um die wunderbar abwechslungsreiche Spielzeit, die zu altbewährten, aber auch außergewöhnlichen, nie da gewesenen Produktionen einlädt. Das Aalto Ballett Essen, die Essener Philharmoniker, das Schauspiel Essen, der Opernchor, das Gesangsensemble des Aalto-Musiktheaters, die Dramaturgen, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, die Werkstätten – kurz: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf und hinter der Bühne nehmen das Publikum mit in die Welt des Theaters, der Musik, des Tanzes und des Gesangs. Der genaue Ablauf des Tages wird rechtzeitig in den Publikationen der TUP bekannt gegeben.
Ausführliche Informationen zu allen Konzerten unter www.philharmonie-essen.de
Biografie: Sir Antonio Pappano
Sir Antonio Pappano ist seit Oktober 2005 musikalischer Direktor der Accademia Nazionale di Santa Cecilia, nachdem er bereits im September 2002 musikalischer Leiter der Royal Opera in London wurde. Sein internationales Debüt gab Pappano an der Den Norske Oper in Oslo, zu deren musikalischem Direktor er 1990 ernannt wurde. In gleicher Position wirkte er von 1991 bis 2002 am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel. Als Sohn italienischer Eltern 1959 in London geboren, studierte Pappano in den USA Klavier, Komposition und Dirigieren. Zu seinen wichtigsten internationalen Stationen zählen seine Debüts an der Staatsoper Wien 1993, an der Metropolitan Opera in New York 1997 und bei den Bayreuther Festspielen 1999.
Sir Antonio Pappano dirigierte viele international bedeutende Orchester, darunter das New York Philharmonic, Chicago Symphony Orchestra, Philadelphia Orchestra, Cleveland Orchestra, die Berliner Philharmoniker, Wiener Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, die Staatskapelle Dresden, Staatskapelle Berlin, das Royal Concertgebouw Orchestra, das London Symphony Orchestra und das Chamber Orchestra of Europe. Im April 2014 debütierte er am Mailänder Teatro alla Scala mit Berlioz’ „Les Troyens“. Die Produktion wurde als beste Oper mit dem renommierten „Premio Abbiati della Critica Musicale Italiana“ ausgezeichnet. 2005 zeichnete die Royal Philharmonic Society Pappano als Dirigent des Jahres aus und im gleichen Jahr erhielt er auch den prestigeträchtigen Abbiati-Preis für sein Dirigat der Requien von Brahms, Britten und Verdi zusammen mit den Ensembles der Accademia Nazionale di Santa Cecilia. Im Jahr 2013 wurde er bei den International Opera Awards als Dirigent des Jahres geehrt.
Viele der zahlreichen Aufnahmen von Sir Antonio Pappano zusammen mit dem Orchester und dem Chor der Accademia Nazionale di Santa Cecilia für Warner Classics haben bedeutende internationale Anerkennung erfahren: Brittens „War Requiem“ und Rossinis Ouvertüren sowie Verdis „Aida“ (ECHO Klassik-Preisträger 2016 als „Dirigent des Jahres“), Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1 und Prokofjews Klavierkonzert Nr. 2 mit der Pianistin Beatrice Rana. Für Decca Records entstanden Aufnahmen von Brahms’ Violinkonzert (Orchestra dell’Accademia di Santa Cecilia) und Bartóks Violinkonzert Nr. 1 (London Symphony Orchestra) mit der Solistin Janine Jansen sowie Schumanns Klavierkonzert mit dem Solisten Jan Lisiecki (Deutsche Grammophon). Zu weiteren CD-Produktionen mit dem Orchestra dell’Accademia di Santa Cecilia gehören „Nessun Dorma“, „Das Puccini Album“ mit Jonas Kaufmann, Schumanns Sinfonien Nr. 2 und Nr. 4, Elgars Sinfonie Nr. 1 (ICA Classics), das Album „Verismo“ (DG) mit Anna Netrebko sowie Saint-Saëns’ Sinfonie Nr. 3 „Orgelsinfonie“ und „Der Karneval der Tiere“ gemeinsam mit Martha Argerich. Im Februar 2016 erhielten Sir Antonio Pappano und Mezzosopranistin Joyce DiDonato einen Grammy-Award für ihr gemeinsames Album „Joyce & Tony“, erschienen bei Erato Classics. Für Bernsteins „West Side Story“ und seine Sinfonien Nr. 1 bis 3 zusammen mit dem Orchester und dem Chor der Accademia Nazionale di Santa Cecilia wurde Pappano im April 2019 erneut mit dem Abbiati-Preis als bester Dirigent ausgezeichnet.
Im Frühjahr 2007 wurde er zum Accademico Effettivo di Santa Cecilia berufen. 2012 erteilte ihm die Queen den Ritterschlag für seine Verdienste um die Musik und im gleichen Jahr erfolgte die Ernennung zum Cavaliere di Gran Croce dell’Ordine al Merito della Repubblica Italiana. Im März 2015 verlieh ihm die römische Universität Tor Vergata die Ehrendoktorwürde, und im Mai 2015 zeichnete die Royal Philharmonic Society Antonio Pappano als 100. Preisträger seit der Gründung des Preises 1870 mit der Goldmedaille aus, welche die höchste Auszeichnung dieser Institution darstellt. Damit reiht er sich in einen erlesenen Kreis von Musikern ein, dem unter anderem Brahms, Elgar, Strauss, Strawinsky und Britten angehören.
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