Der Kreis hatte von 2016 bis 2018 insgesamt 200.000 Euro zusätzliche Finanzhilfe zur Verfügung gestellt mit der Maßgabe, eine Neuaufstellung der Gesellschaft und eine Verbesserung der Ertragslage zu erreichen. „Es hat viele positive Veränderungen in der Neuen Arbeit gegeben, in der Summe war das jedoch nicht ausreichend“, betont Landrat Manfred Görig.
Er spricht von einer „bedauerlichen Entwicklung“. Die Gesellschaft habe in den letzten Jahren durchweg negative Zahlen geschrieben, trotz Finanzhilfen der Gesellschafter. „In diesem Zusammenhang möchte ich der Kirche meinen Dank aussprechen für die Bereitschaft zu erheblichen Finanzhilfen“, so der Landrat.
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hatte sich in den vergangenen Jahren mit ca. 1.9 Mio Euro in der Qualifizierungsgesellschaft engagiert.
Zum Hintergrund führt Manfred Görig aus: „Arbeitsmarktmaßnahmen müssen heute alle öffentlich ausgeschrieben werden, die Neue Arbeit Vogelsberg hatte hier mit starker Konkurrenz zu kämpfen und oft das Nachsehen, konnte die Ausschreibungen nicht für sich entscheiden.“ Auch sei das Umfeld ein anderes geworden, die Arbeitslosenquote im Vogelsbergkreis liege aktuell bei 3,4 Prozent, d.h. es seien viel weniger Menschen arbeitslos als noch vor wenigen Jahren. Letztendlich gebe es dadurch auch weniger Maßnahmen mit weniger Teilnehmern.
Die Neue Arbeit Vogelsberg, so Landrat Görig, „hat in der Vergangenheit gute Dienste geleistet, allerdings hat sich das Konzept ein Stück weit überlebt, die Situation ist eine völlig andere geworden“.
Abschließend kündigt der Landrat an: „Wir werden das Gespräch mit der Insolvenzverwalterin suchen.“
Die Nachricht von der Insolvenz ist im Dekanat mit Besorgnis aufgenommen worden, insbesondere mit Blick auf die Beschäftigten vor Ort, die von der guten Beschäftigungslage im Vogelsberg nicht profitieren. „Wir hoffen natürlich, dass die Insolvenz der Gesellschaft die Möglichkeit gibt, ihre Strukturen zu ordnen und in einer den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen angepassten Form weiterzumachen“, so Sylvia Bräuning, ehrenamtliche Vorsitzende der Dekanatssynode, Abgeordnete des Dekanats in der Gesellschaftersammlung und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende.
Zu dem nun angelaufenen Insolvenzverfahren wolle man sich von Seiten ihres Hauses derzeit nicht äußern, sondern das Ergebnis abwarten, sagt Dekanin Dr. Dorette Seibert, die jedoch auch ihrer Hoffnung Ausdruck verleiht, für möglichst viele der beschäftigten Menschen eine gute Lösung zu finden. „Die vom Gericht bestellte Insolvenzverwalterin wird nun prüfen, wie es um die wirtschaftliche Lage und die Zukunftsperspektiven der Neue Arbeit Vogelsberg bestellt ist – bis zum Jahresende wissen wir sicherlich alle mehr.“
Hintergrund:
Die Neue Arbeit Vogelsberg gGmbH, eine kirchlich-kommunale Gesellschaft für berufliche Integration, entstand aus der in den 80er Jahren aktiven Arbeitsloseninitiative Alsfeld. Sie bot bislang qualifizierende Beschäftigung sowie berufliche und persönliche Aus-, Fort-und Weiterbildung mit dem Ziel der Eingliederung bzw. Wiedereingliederung ins Erwerbsleben an. Diese Ein-/Wiedereingliederung ins Erwerbsleben bezieht sich auf langzeitarbeitslose Menschen, arbeitslose Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung oder sonstige, schwer vermittelbare arbeitslose Menschen sowie geflüchtete Menschen im Vogelsbergkreis. Zuletzt 74 Mitarbeiter (47 Teilzeit-, 27 Vollzeit-Stellen) waren bei der Neue Arbeit Vogelsberg beschäftigt – unter anderem in den Bereichen Garten- und Landschaftsbau, Bausanierung oder im Kaufhaus „Alte Molkerei“.
Der Vogelsbergkreis hält 40 Prozent der Gesellschafteranteile, ebenso das Evangelische Dekanat Vogelsberg. Mit 20 Prozent ist der Verein für Ausbildung und Umwelt (VAU e.V.) an der Gesellschaft beteiligt.
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