Laschet lobt Chemiebranche als wichtigen Pfeiler der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen

Zum 12. Mal trafen sich rund 200 Entscheidungsträger der chemischen Industrie auf dem Branchentreff ChemCologne Chemieforum, das am vergangenen Freitag im BayKomm in Leverkusen stattfand. Das Chemieforum beleuchtete zwei Kernthemen: Einerseits die Probleme für die Chemielogistik durch das Niedrigwasser im Rhein, andererseits die Zukunftsperspektive der Chemiebranche im Rheinland.

Die Begrüßung übernahm Dr. Clemens Mittelviefhaus, Vorstandsvorsitzender von ChemCologne, der sich von der Leistungs- und Zukunftsfähigkeit der Region überzeugt zeigte: „Das Rheinland ist die stärkste Chemieregion Europas und hat definitiv die besten Voraussetzungen diesen Status zu halten.“ Ein wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähig ist die Lage am Rhein. Der im Bundesverkehrsministerium für Wasserstraßen und Schifffahrt zuständige Ministerialdirektor Dr. Norbert Salomon bestätigte, dass der Transport über die Wasserstraße Rhein für die Region von herausragender Bedeutung und nur begrenzt auf Schiene oder Straße übertragbar sei. Entsprechend hoch seien die betriebswirtschaftlichen Verluste vieler Unternehmen entlang des Rheins aufgrund der extremen Niedrigwasserperiode im Jahr 2018 gewesen. Da eine Häufung von Extrempegelständen erwartbar ist, sollen im Rahmen des im Juli 2019 unterzeichneten „Aktionsplans Niedrigwasser Rhein“ exaktere Wasserstandvorhersagen und eine bessere Ausnutzung der vorhandenen Fahrrinnentiefen durch die Integration der Tiefeninformationen in die elektronische Binnenschifffahrtskarte erreicht werden. Auch durch die Digitalisierung der Binnenschifffahrt mit dem Einsatz automatisierter, vernetzter Schiffe verspricht sich das Bundesverkehrsministerium Erleichterungen für die Rhein-Anlieger.

Der Vorsitzende des Vorstands der Duisburger Hafen AG Erich Staake kritisierte die marode Verkehrsinfrastruktur in NRW. Als Beispiele nannte er die seit 2012 für den LKW-Verkehr gesperrte Leverkusener Rheinbrücke, die erst 2024/25 komplett erneuert sein werde. Staake warnte: Die gesamte deutsche Infrastruktur verschleißt schneller, als sie repariert werden kann. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion betonte Salomon, dass bereits sehr viel angestoßen sei, um die Engpässe in Deutschland zu beseitigen. Er hofft, für die Infrastrukturprojekte, die der Bund anstoßen will, die notwendige Unterstützung von Seiten der Wirtschaft zu bekommen – auch bei der Vermittlung in der Öffentlichkeit. Erich Staake appellierte, es im Hinblick auf den Stellenwert der Logistik als Herausforderung und Chance zu begreifen, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu setzen, „damit wir an der Spitze der Bewegung auch in der industriellen Wertschöpfung bleiben.“ Und Christian Rodde, Logistikleiter bei Ineos in Köln, resümierte: „Von der Industrie würde ich mir wünschen, dass man gemeinsam Probleme anfasst, die Dinge auch im Kleinen angeht und so Dinge bewegen kann. Für den Bund würde ich mir das im Großen wünschen, also übergeordnet, denn Infrastruktur ist definitiv eine Kernaufgabe des Bundes.“

Im zweiten Veranstaltungsteil beleuchteten Vertreter der Chemieindustrie mögliche Zukunftsszenarien für die gesamte Branche in NRW. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Evonik Industries AG Dr. Harald Schwager bezeichnete den Handelsstreit zwischen China und den USA, aber auch den Brexit und die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll als komplexe, aktuelle Herausforderungen. „Geopolitisch, technologisch und gesellschaftlich hat es drastische Verschiebungen gegeben“, so Schwager. Durch digitale Marktplätze laufe die Chemieindustrie Gefahr, den direkten Kontakt zu ihren Kunden zu verlieren. Populistische, autoritäre Regierungen aber auch eine immer weiter erstarkende Chemieindustrie in China seien massive Herausforderungen, doch noch habe man es in der Hand, den Zukunftsverlauf zu beeinflussen.

Covestro-CEO Dr. Markus Steilemann warnte davor, die gesamte Kunststoffproduktion angesichts aktueller Herausforderungen in ein negatives Licht zu rücken. Nicht die Kunststoffe seien schlecht, sondern deren teils mangelhaft gelöste Entsorgung. Kunststoffe seien kein Abfall, sondern wertvolle Rohstoffe. Hier gelte es, Kreisläufe zu schließen und ein zirkuläres Wirtschaften auf breiter Front durchzusetzen. Durch Forschungsarbeit in Nordrhein-Westfalen könne es gelingen, Kunststoffe künftig aus nicht-fossilen Quellen zu nutzen. Steilemann sieht für NRW hier die Chance, als „Powerhouse für nachhaltige Innovationen“ zu fungieren.

Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Armin Laschet lobte die Chemie- und Pharmabranche als wichtigen Teil der gesamten Wertschöpfungskette der Wirtschaft. Es gelte, den Industrie- und Chemiestandort Nordrhein-Westfalen zu erhalten. Laschet: „Die Landesregierung schafft Voraussetzungen dafür, dass Industrie und Chemie bei uns wichtige Innovationstreiber bleiben, unter anderem mit sicherer und bezahlbarer Energieversorgung und mit Abbau von Bürokratievorschriften.“ Laschet weiter: „Mit der konsequenten Politik der Entfesselung geben wir Unternehmen mehr Freiheit zur Gestaltung und Innovation. Gemeinsam mit der Industrie haben wir zum Beispiel einen Weg gefunden, die Dauer von Genehmigungsverfahren zu halbieren“, führte Laschet aus.

Über den ChemCologne e.V.

ChemCologne ist eine Initiative mit dem Ziel, die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Chemie-Region weiter zu entwickeln und sie bei in- und ausländischen Investoren noch bekannter zu machen. ChemCologne wird gefördert und unterstützt von den Chemieunternehmen der Region, dem Arbeitgeberverband Chemie Rheinland, Städten und Kreisen der Region, der IHKs Düsseldorf und Köln, der Bezirksregierung Köln, Hochschulen, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes NRW.INVEST sowie der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie. Die ChemCologne-Region erstreckt sich von Krefeld bis Bonn und von Aachen bis Wuppertal. Sie zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Agglomeration sowohl von Chemie- und Industrieparks sowie bedeutender Industrieunternehmen als auch Bildungsinstituten wie Hochschulen und Akademien aus. Sie ist mit mehr als 20 Prozent des gesamten deutschen Chemieumsatzes die stärkste Chemieregion Europas.

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