Für eine konsequente Strafverfolgung müssten die bayerischen Behörden Haushaltsbudgets, Mitarbeiterkapazitäten und klare Strukturen schaffen. Dazu gehört auch eine Datei zu Jagdwilderei beim Landeskriminalamt anzulegen. Essentiell sei zudem, durch Kriminologen und Forensiker Standardverfahren zur Datenaufnahme vor Ort zu entwickeln und konsequent anzuwenden. Außerdem solle Artenschutzkriminalität einen größeren Anteil bei Aus- und Weiterbildung von Polizei- und Justizbeamten einnehmen.
Doch nicht nur Behörden, auch die Bevölkerung solle eingebunden werden. Ein „gesellschaftliches Klima des Schweigens“, das Wilderei und Artenschutzkriminalität als gegeben akzeptiere, dürfe es nicht geben. Stattdessen brauche es einen offenen, konstruktiven Dialog. Als einen ersten Schritt in diese Richtung betrachten die zeichnenden Verbände aus Umweltschutz und Jägerschaft auch die „Regensburger Erklärung“, auf die man sich verständigt habe.
Nur einen Tag vor Prozessauftakt gegen einen vermeintlichen Luchs-Wilderer vor dem Amtsgericht Cham wolle man beim Thema Wilderei mit dem gemeinsamen Papier einen neuen Impuls in Bayern setzen, betonen BJV, LBV und WWF in einer gemeinsamen Presseerklärung.
Zitate der Verbandsvertreter:
Eric Imm, Referent für Naturschutz beim Bayerischen Jagdverband:
Die gesellschaftliche Einschätzung von Wilderei-Delikten hat sich unter den Vorzeichen des weltweiten Artensterbens gewandelt. Darum ist es umso wichtiger, dass Ermittlungen endlich auch zu Prozessen und gegebenenfalls auch zu Verurteilungen von Tätern führen. Unser Anliegen ist es, Polizei, Staatsanwälte und Richter auf diesem Weg zu ermutigen und zu unterstützen.
Dr. Andreas von Lindeiner, Landesfachbeauftragter beim LBV:
„Das Vorgehen beim Auffinden von getöteten Individuen streng geschützter Wildtierarten muss standardisiert werden. Behördliche Handlungsvorgaben müssen konsequent umgesetzt werden, damit Fälle von Naturschutzkriminalität aufgeklärt werden können. Hierzu ist die Unterstützung aus der Bevölkerung durch Hinweise auf solche Straftaten ganz entscheidend.“
Dr. Diana Pretzell, Leiterin Biodiversitätspolitiken beim WWF Deutschland:
„Wilderei ist nicht nur ein Problem für Länder mit exotischen Tieren. Auch vor unserer Haustür wird gewildert. Wolf, Luchs, Fischotter, Biber und Greifvögel leben gefährlich in Deutschland, denn Wilderei gehört zu den häufigsten nicht natürlichen Todesursachen. Die Aufklärungsrate von Wilderei-Fällen ist zu gering, die Datenlage schlecht. Wilderei in Deutschland muss im politischen und gesellschaftlichen Diskurs als ernstzunehmendes, kriminelles Problem erkannt und angegangen werden. Hier kann Bayern mit seinen zahlreichen Naturräumen und vielfältigen Ökosystemen wichtiger Signal- und Taktgeber werden.“
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