Der sachsen-anhaltinische Drömling ist ein vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) betreutes und vom Zweckverband Natur- und Kulturlandschaft Drömling realisiertes Projekt im Programm „chance.natur – Bundesförderung Naturschutz“. „Zehn unserer insgesamt 80 Vorhaben, die in den vergangenen 40 Jahren gefördert wurden und noch gefördert werden, beinhalten vorrangig den Moorschutz“, erklärte die BfN-Präsidentin.
Im Naturschutzgroßprojekt Drömling hatte der umfangreiche Grunderwerb die Voraussetzung für die Wiedervernässungen des Niedermoores geschaffen. Von der ergänzenden Umwandlung von Ackerland zu Grünland und dessen Extensivierung profitierten auch einzelne an diese Lebensräume gebundene Arten wie Fischotter, Biber, Kranich und Laubfrosch. Mit dem Abschluss des Projekts im Jahr 2012 gingen die Bemühungen um den Schutz und eine langfristige Sicherung des Gebietes dann weiter, was auch die BfN-Präsidentin würdigte: „Ich bin sehr erfreut darüber, dass der Zweckverband Natur- und Kulturlandschaft Drömling sich nach dem Ende des chance.natur-Projektes weiter um die Entwicklung des Fördergebietes kümmert und weitere Maßnahmen gemäß Pflege- und Entwicklungsplan umsetzt“.
Auch die jüngst erfolgte Ausweisung des Drömlings als Biosphärenreservat bewertet das BfN als eine positive Entwicklung. Dazu sagte die BfN-Präsidentin: „Ich sehe dies als große Chance für den Naturraum und seine Bevölkerung, international anerkannte Modellregion für eine nachhaltige Entwicklung zu werden und die regionale Wertschöpfung zu erhöhen, und wünsche ihnen dabei viel Erfolg“.
Mit der geplanten Ausweisung des 4.750 Hektar umfassenden Nationalen Naturmonumentes Grünes Band in Sachsen-Anhalt, das auch Teile des Drömlings umfasst, wird ebenfalls ein wichtiger Beitrag für den länderübergreifenden Biotopverbund geleistet. Dieser soll nach dem Bundesnaturschutzgesetz im Ergebnis mindestens zehn Prozent eines jeden Bundeslandes und damit auch der Bundesfläche umfassen. Zusammen mit dem Grünen Band in Thüringen wären dann bereits rund 1.100 Kilometer entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze als national bedeutsames Schutzgebiet gesichert.
Hintergrundinformationen
chance.natur-Projekt Drömling (Sachsen-Anhalt)
Der Drömling umfasst etwa 280 Quadratkilometer in Sachsen-Anhalt und rund 40 Quadratkilometer angrenzend in Niedersachsen. Es handelt sich um eines der größten durch Niedermoore geprägten Niederungsgebiete Norddeutschlands. Rund 4.400 Hektar werden von Niedermooren und 5.000 Hektar von Anmooren eingenommen. Die Landschaft ist geprägt von ausgedehnten Grünlandflächen, Feuchtwäldern sowie einem engen Netz von Gräben mit und ohne begleitende Röhrichte und Gehölze mit einer Gesamtlänge von rund 2.000 Kilometern („Land der tausend Gräben“).
Der sachsen-anhaltinische Drömling wurde in den Zeiträumen 1992 bis 2003 sowie 2008 bis 2012 als chance.natur-Projekt gefördert, das konkrete Fördergebiet umfasste dabei 10.365 Hektar. Träger des Projektes war der Zweckverband Natur- und Kulturlandschaft Drömling/Sachsen-Anhalt – bestehend aus dem Landkreis Börde, dem Altmarkkreis Salzwedel sowie dem WWF Deutschland. Die förderfähigen Gesamtkosten beliefen sich auf rund 21,3 Millionen Euro, davon trugen der Bund rund 72 Prozent, das Land rund 17,5 und der Projektträger rund 10,5 Prozent.
Das Projekt beinhaltete folgende zentrale Projektziele: Erhaltung und Wiedervernässung des Niedermoores, Erhaltung und Entwicklung des Feuchtgrünlandes, Extensivierung des Grünlandes, Entwicklung naturnaher bzw. ungenutzter Wälder, Wiederherstellung von Flutmulden und Tümpeln, Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit der Hauptfließgewässer wie der Ohre.
Während der Förderphasen und danach tätigte der Zweckverband zur langfristigen Flächensicherung und als Grundlage für die Lebensraumoptimierung Grunderwerb im Umfang von rund 4.200 Hektar. Der Projektträger verpachtet 3.200 Hektar Grünland unter Nutzungsauflagen und entsprechend reduzierten Pachtpreisen an örtliche Landwirte. Feuchtwälder im Umfang von etwa 490 Hektar außerhalb der bereits zu Förderbeginn bestehenden Totalreservate Böckwitz-Jahrstedter- und Breitenroder-Oebisfelder-Drömling wurden aus der Nutzung genommen.
Der Drömling weist fast vollständig Nieder- und Anmoorböden auf, welche bei landwirtschaftlicher Nutzung große Mengen des klima-schädlichen Kohlendioxyds emittieren. Dabei kann als Faustregel gelten: Je trockener die Flächen und je intensiver die Nutzung, desto höher ist die CO2-Emission. Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes wurden deshalb rund 800 Hektar Äcker in Grünland umgewandelt und die Grünlandnutzung deutlich extensiviert. Größere Teilbereiche des Projektgebietes wie der Rätzlinger und Miesterhorster Drömling, das Gebiet um den Solpker Wiesengraben sowie die Totalreservate wurden insbesondere durch konkrete Staumaßnahmen oder Wasserstandsregulierungen auf der Basis von Planfeststellungsverfahren wiedervernässt, woraus weitere Minderungen an CO2-Emissionen resultieren. Die Abschlagbauwerke und Gräben in den feuchten und nassen Bereichen des Projektgebietes wurden dabei zum Beispiel so konzipiert, dass die gewünschten Zielwasserstände eingestellt werden können. Eine sogenannte Staukommission, die aus Vertreterinnen und Vertretern der Landwirtschaft, der Wasserwirtschaft und des Naturschutzes zusammengesetzt ist, überprüft die Einhaltung der Wasserstände.
Des Weiteren wurden ab 2006 vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Altmark vier Flurneuordnungsverfahren auf einer Fläche von rund 6.000 Hektar durchgeführt, die der Flächenarrondierung zum Zwecke der Wiedervernässung, der Verbesserung des Wegebaues und der Besucherlenkung dienten.
Zudem setzte der Projektträger eine Vielzahl von Maßnahmen zur Förderung der Biotopvielfalt im Gebiet um, zum Beispiel die Anlage von über 60 Flutmulden und Tümpeln, den Rückbau von nicht zielkonformen Stauanlagen, den Umbau von Grabenanschlüssen, die naturnähere Gestaltung der Grabenufer, die Einrichtung einer halboffenen Weidelandschaft bei Röwitz sowie den Bau von Fischaufstiegsanlagen.
Im Anschluss an die erste Phase der Projektförderung wurde das Fördergebiet im Jahr 2005 vollständig als NSG „Ohre-Drömling“ rechtlich gesichert. Mit 10.340 Hektar handelt es sich um das größte Naturschutzgebiet in Sachsen-Anhalt.
Nach Abschluss der Bundesförderung führt der Zweckverband das Projekt kontinuierlich fort und kooperiert dabei in vielfältiger Weise mit örtlichen Landwirten, dem Biosphärenreservat und anderen Partnerinnen und Partnern. Folgende weitere Maßnahmen wurden und werden dabei unter anderem mit Landesmitteln umgesetzt: Bau weiterer Fischaufstiegsanlagen an der Ohre (Hoffmannnschleuse, Kämkerhorstschleuse und Schleuse an der Kolonie Frische) sowie die Weiterentwicklung des Naturerfahrungszentrums und der Öko-Schule im Schloss Kunrau. In enger, kooperativer Zusammenarbeit mit der Naturparkverwaltung und Unterstützung des jeweiligen Vorhabensträgers befinden sich die Beschilderung von Radwanderwegen, die Fortschreibung des Erfolgskontroll- und Monitoringkonzeptes sowie die Entwicklung eines Gehölzpflegekonzeptes in Bearbeitung.
Moore
Organische Böden umfassen rund vier Prozent der Gesamtfläche Deutschlands, davon entfallen 70 bis 75 Prozent auf Nieder- und Anmoore sowie 25 bis 30 Prozent auf Hochmoore. Naturnahe Moore umfassen allerdings nur noch fünf Prozent aller Moore, über 90 Prozent sind entwässert oder in Nutzung. Deshalb sind Moore für immerhin mehr als vier Prozent der Gesamtemissionen Deutschlands an CO2-Aquivalten verantwortlich. Obwohl organische Böden nur etwa sieben Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ausmachen, ist eine unangepasste landwirtschaftliche Nutzung auf Moorböden für etwa 37 Prozent der Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft verantwortlich. Neben der ökologischen Aufwertung tragen Wiedervernässungen damit auch substanziell zum Klimaschutz bei.
Was die Moore anbelangt, ist Deutschland nach Finnland zweitgrößter Emittent von Treibhausgasen in Europa.
Nach der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt aus dem Jahre 2007 sollen bis 2020 regenerierbare Moore dauerhaft wiederhergestellt sein, wesentliche Teile der intensiv genutzten Niedermoore extensiviert sein und rund 20 Prozent der extensiv genutzten Niedermoore einer natürlichen Entwicklung unterliegen.
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