„wildernis“ heißt der dreiteilige, streng gebaute Zyklus von Daniela Danz. „wildernis“ – das war die raue Gegend, Synonym der Einsamkeit, das bedeutet im Niederländischen jemanden seinem Schicksal zu überlassen und im Englischen bezeichnet es Wildheit, Wildnis, Zügellosigkeit und Leidenschaftlichkeit. Der Name ist für Daniela Danz, eine gebürtige Eisenacherin, Programm. Ihre Beschreibungen von den verlassenen Rändern der Welt mitten in Europa fragen in Bildern aus dem Tier-, Pflanzen- und Mineralienreich wie es weitergeht, wenn die Menschen an ihren Fortschritten zugrunde gehen.
In ihrem Text „Ofnvogl/Goschnhobl“ nähert sich die gebürtige Stuttgarterin Martina Maria Kieninger dem Nature Writing als Naturwissenschaftlerin und Autorin: In einem gekonnten Setting aus schwarzem Humor und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stellt sie die Frage nach der Natur des Menschen und seinem bestialischen Anteil an der jüngeren, nationalsozialistischen Vergangenheit. Damit geht sie einem Aspekt der Naturdichtung – der Frage nach der menschlichen Natur – nach, der zuletzt in den haarsträubenden Narrationen Identitärer Bewegungen auf eine landschaftlich geprägte Heimatverbundenheit reduziert wird.
Bestandteil des Deutschen Preises für Nature Writing ist neben dem Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro ein vom Bundesamt für Naturschutz vergebenes Aufenthaltsstipendium auf der Insel Vilm, auf der die Internationale Naturschutzakademie des BfN ihren Sitz hat. Der der freien Entwicklung überlassene Wald der Insel Vilm und der Austausch mit den aus aller Welt kommenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer der auf Vilm stattfindenden Veranstaltungen bieten ein inspirierendes Umfeld für die Reflexion über das Verhältnis von Mensch und Natur.
Die Jury des Deutschen Preis für Nature Writing setzte sich in diesem Jahr aus der Autorin Sabine Scho, der Autorin und Herausgeberin der Reihe „Naturkunden“ Judith Schalansky, der Literaturvermittlerin Brigitte Labs-Ehlert, dem Autor Christian Lehnert, dem Literaturwissenschaftler und Autor Ludwig Fischer sowie dem Literatur- und Kulturwissenschaftler Steffen Richter zusammen.
Die Preisträgerinnen im Porträt
Daniela Danz
Daniela Danz, wurde 1976 in Eisenach geboren und lebt in Kranichfeld. Sie studierte Kunstgeschichte und Germanistik in Tübingen, Prag, Berlin, Leipzig und Halle und promovierte über den Krankenhauskirchenbau der Weimarer Republik. Seit 2002 ist sie freiberufliche Autorin und Kunsthistorikerin. 2010 gründete sie die internationale Schülertextwerkstatt „svolvi“ und bekleidet seit dieser Zeit einen Lehrauftrag an der Universität Hildesheim. Daniela Danz ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz und leitet seit 2013 das Schillerhaus in Rudolstadt. 2018 erhielt sie den Kunstpreis Berlin der Akademie der Künste und ein Grenzgänger-Recherchestipendium der Robert-Bosch-Stiftung.
Martina Kieninger
Martina Kieninger wurde 1966 geboren. Sie studierte Chemie in ihrer Heimatstadt Stuttgart und promovierte in Heidelberg. Seit 1996 lebt sie in Uruguay, und arbeitet dort an der Universität von Montevideo als Dozentin für Chemoinformatik. Mit ihren literarischen Arbeiten wurde sie zu verschiedenen Residenzen eingeladen, unter anderem in die Villa Aurora. Das Verhältnis von Natur zu Naturwissenschaften ist auch das Thema ihres Schreibens, beispielsweise in „aldehyd alkahest“ oder im „Elternverwirrbuch“. Auszüge aus beiden Projekten finden sich in Literaturzeitschriften und Anthologien.
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