Politik sollte laut Forberg robuste, widerstandsfähige Strukturen schaffen, die miteinander kooperieren, aber auch die Bevölkerung beteiligen, um Probleme zu erkennen, zu lösen und Katastrophen und Konflikte aufzufangen. „Wenn es stabile Strukturen auf allen gesellschaftlichen Ebenen gibt, sind Rückschläge verkraftbar“, so Forberg. „Viele Regierungen verhandeln nur mit den herrschenden Autoritäten eines Landes, aber vielfach entstehen Veränderungen erst durch eine aufgeklärte und organisiert handelnde Bevölkerung, wie wir es jüngst im Sudan erleben konnten. Hier entstanden die Proteste durch eine gewerkschaftliche Bewegung.“
Besonders in vielen fragilen Staaten und Regionen hat die herrschende Klasse die Bedürfnisse der Bevölkerung zu wenig im Blick. Ihre Klientelpolitik geht nicht nur zu Lasten einer ausgewogenen Entwicklung, sondern auch zu Lasten der Versorgung großer Teile der Bevölkerung, wie z.B. mit Nahrung, Gesundheit oder Bildung.
Vorausschauende Friedenspolitik ist der Schlüssel
In den vergangenen zehn Jahren hat die Anzahl von bewaffneten Konflikten zugenommen (SIPRI). Die dabei angerichteten Zerstörungen bringen mehrere Generationen um ihre Entwicklungschancen. Die Anzahl der Flüchtlinge ist weltweit auf fast 70 Millionen angestiegen. International hat auch der Handel mit Waffen zugenommen, und die weltweiten Rüstungsausgaben liegen weiterhin auf hohem Niveau. Auch die deutsche Bundesregierung hat aufgrund des internationalen Drucks ihre Ausgaben gesteigert. „Doch immer mehr Waffen schaffen nicht mehr Frieden“, betont Forberg. „Der Fokus der Entwicklungshilfe muss stärker auf fragile Staaten gelegt werden. Vorausschauende Friedenspolitik und die Früherkennung von Krisen sind von zentraler Bedeutung, damit Konflikte oder Kriege nicht ausbrechen. Auch sind viel mehr finanzielle Mittel nötig, um die Spirale von Armut und Gewalt zu durchbrechen. Alle Menschen brauchen eine Grundversorgung. Wer keinen Hunger hat und wessen Zukunft gesichert ist, greift nicht zur Waffe.“ Etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung lebt in Ländern, die schon seit vielen Jahren von Gewalt und Konflikten erschüttert werden.
In der Zusammenarbeit mit armen Regionen in Ländern des Südens unterstützt World Vision einen ganzheitlichen Entwicklungsansatz. Auch in Staaten und Regionen, die unter Kriegen und Konflikten leiden, versucht World Vision mehr Kooperation verschiedener Akteure zu fördern. Das Wohlergehen der Kinder ist dabei oft ein verbindendes Thema, das mit lokalen Bedürfnissen der Bevölkerung zusammen betrachtet wird. Projekte in Somalia verfolgen beispielsweise das Ziel, die Landbevölkerung widerstandsfähig gegen Dürren oder Überschwemmungen zu machen. Berücksichtigt werden aber auch Wechselwirkungen zu anderen Themen wie Gesundheit, Ernährung, Ausbildung, nachhaltige Landwirtschaft und die Verbesserung der Infrastruktur zur Förderung des Wirtschaftswachstums. In Mali fördert World Vision ein friedliches Zusammenleben von Viehzüchtern und Bauern, indem Wälder wieder aufgeforstet werden, die Landwirtschaft robust ausgestaltet wird und so genügend Nahrung für alle vorhanden ist.
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