Wie sicher ist „Voice over IP“?

Die Wählscheibe hat lange ausgedient und das Fräulein vom Amt ist schon seit Jahren in Pension. Trotzdem gibt es neben der digitalen Standardtelefonie ISDN noch immer analoge Telefonanschlüsse. Bis 2022 wird das gesamte Telefonnetz auf Internet-Telefonie umgestellt. Was dieses so genannte „Voice over IP“ (VoIP) für Verbraucher bedeutet, erläutern ARAG Experten.

Welche Telefonanschlüsse gibt es?

Derzeit stehen in Deutschland drei verschiedene Arten des Telefonanschlusses zur Verfügung:

  • Analoge Telefonanschlüsse: Sie bedienen sich des herkömmlichen Netzwerkes, meist noch mit Kupferdrahtverbindungen. Es heißt auch vermitteltes Telefonnetzwerk (Public Switched Telephone Network, PSTN). Der Nachteil: Es werden ausschließlich Sprachdaten übertragen. Textnachrichten, Fotos oder Videodaten können über analoge Telefonanschlüsse nicht verschickt werden.
  • ISDN-Anschlüsse: Sie erweitern das analoge Netzwerk um digitale Möglichkeiten. Sprachnachrichten und Daten können gleichzeitig übertragen werden. So kann auch über die analogen Leitungen ein Internetzugang via ISDN bereitgestellt werden.
  • Voice over IP: Dabei handelt es sich um Telefonate via Internet. VoIP-Lösungen bieten die Funktionen herkömmlicher Telefone in Verbindung mit dem Internet – also auch die parallele Übertragung von Sprache und Daten wie beispielsweise Fotos oder Videos.

VoIP kommt!

Für deutsche Telefonkunden geht an VoIP kein Weg vorbei. Denn analoge und ISDN-Anschlüsse werden nur von der Telekom oder Vodafone betrieben. Und während die Telekom die Umstellung auf VoIP schon beinahe abgeschlossen hat, will Vodafone bis spätestens 2022 folgen.

Was ändert sich?

Eigentlich nicht viel. Die Telefonnummer kann in aller Regel behalten werden. Alte Telefone funktionieren meist genauso weiter wie Anrufbeantworter und Faxgeräte. Der Anschluss wird einmal neu installiert. Das Telefon wird dabei an den Internet-Router angeschlossen. Fertig!

Wie gut ist VoIP?

Das Telefonieren mit VoIP ist trotz der digitalen Technik kein Problem. Meist sind auch ältere Geräte mit dem für VoIP benötigten Router kompatibel. Einziger Unterschied: Früher konnten Verbraucher auch bei einem Stromausfall telefonieren. Die für das Telefon benötigte Energie kam über die analoge Leitung. Das ist bei VoIP anders. Ohne Strom steht der Router still und somit auch das Telefon. Das bedeutet, dass man bei einem Stromausfall auch keine Notrufe mehr absetzen kann. Ein echtes Manko! Es liegt also am Verbraucher selbst, nötige Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Am einfachsten ist es sicherlich, im Ernstfall mit dem Handy Notrufe zu tätigen. Wer dabei sichergehen will, dass es jederzeit aufgeladen werden kann, sollte sich eine Powerbank oder ähnliches als Not-Akku zulegen.

VoIP und Sicherheit

ARAG Experten raten dringend dazu, beim Telefonieren mit VoIP die angebotenen Verschlüsselungen zu aktivieren. Ansonsten ist es für Hacker ein Leichtes, Gespräche abzuhören. Und noch eine Sicherheitslücke kann Ärger erzeugen: Bei der Internet-Telefonie ist es sehr einfach, die Nummer im Display des Angerufenen zu manipulieren. Das macht Betrügern das so genannte Call-ID-Spoofing sehr leicht. Auch die betrügerischen Ping Calls haben mit sinkenden Telefongebühren zugenommen. Wer einen Anruf verpasst und dann unbedacht auf die Rückruftaste drückt, kann unter Umständen mit der nächsten Telefonrechnung sein blaues Wunder erleben. Er landet dann nämlich bei einer teuren ausländischen Servicenummer, die nur für diese Abzocke betrieben wird. Eine weitere Sicherheitslücke ist der Router. Über das Internet können Kunden meist auf den Router und die Telefonfunktionen zugreifen. Das ist natürlich praktisch; leider nicht nur für den Inhaber des Telefonanschlusses, sondern auch für Hacker. Knacken die das Passwort, können sie nicht nur mithören, sondern auch auf Kosten des Inhabers telefonieren.

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