Brich das Schweigen über Gewalt
Die Abteilung „Frauen“ der Freikirche informierte in Berlin über das gemeinsam mit der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA seit 2009 durchgeführte weltweite Projekt „enditnow – Brich das Schweigen über Gewalt“. Auch die Theologische Hochschule der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg weiß sich in den Fachbereichen Christliches Sozialwesen und Theologie den Themen Prävention und Intervention bei den unterschiedlichen gesellschaftlichen Erscheinungsformen von Gewalt verpflichtet, so Angelika Pfaller, Leiterin der Abteilung „Frauen“ der Freikirche in Deutschland. Jeder Einzelne sei dazu aufgerufen, hinzusehen, alle Arten von Gewalt zu verurteilen, das Schweigen zu brechen, nach Lösungswegen zu suchen und sich für die Beendigung von körperlicher, seelischer und sexueller Gewalt einzusetzen.
Sexueller Gewalt begegnen
Am Stand wurde auch auf die Handreichung der Freikirche für Haupt- und Ehrenamtliche in der Kinder- und Jugendarbeit „Sexueller Gewalt begegnen“ hingewiesen. Sie ist in deutscher, englischer und russischer Sprache erhältlich. Das 18-seitige Heft beginnt nach einer Einführung in das Thema samt Begriffserklärung sowie Elementen, Formen und Folgen sexueller Gewalt. Kurz beschrieben wird die Vorgehensweise von Tätern, gefolgt von einem Bericht einer Betroffenen. Sieben mögliche Szenen sexueller Gewalt verdeutlichen die Thematik. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit juristischen Aspekten des sexuellen Missbrauchs an Kindern. Anschließend gibt es Hinweise für das Verhalten in adventistischen Gemeinden und Gruppen gegenüber Betroffenen sowie möglichen Tätern und Täterinnen. Die Broschüre schließt mit weiterführenden Hinweisen und Adressen sowie dem „Verhaltenskodex zur Prävention sexueller Gewalt“ für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Infos unter www.sexueller-gewalt-begegnen.de und www.enditnow.org.
Fachbeirat
2010 hat die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten den Fachbeirat „Sexueller Gewalt begegnen“ gegründet. Dieser bearbeitet und begleitet laut Angelika Pfaller im Auftrag der Freikirchenleitung alle auftretenden Fälle sexuellen Missbrauchs und sexueller Gewalt im Zusammenhang mit Minderjährigen und Schutzbefohlenen innerhalb der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland. Vom Fachbeirat „Sexueller Gewalt begegnen“ und dem Religionspädagogischen Institut der Freikirche sei zudem das Faltblatt „Wenn ich mal nicht weiterweiß“ zur Thematik erstellt worden mit Infos und Tipps für Kinder.
Hilfe für genitalverstümmelte Frauen
Ein Faltblatt, das am Stand auslag, gab einen Einblick in das „Desert Flower Center“ am adventistischen Krankenhaus „Waldfriede“ in Berlin-Zehlendorf. Dort erhalten Frauen mit Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation – FGM) seit 2013 medizinische sowie psychosoziale Hilfe und Betreuung (Infos unter www.dfc-waldfriede.de). Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) würden täglich 8.000 Mädchen durch die sogenannte rituelle Beschneidung der weiblichen Genitalien verstümmelt. Weltweit gebe es 150 Millionen beschnittene Frauen und Mädchen. FGM werde nicht nur in bestimmten Ländern Afrikas oder Asiens praktiziert. Selbst in Deutschland lebten 50.000 Opfer mit Genitalverstümmelung. In Kenia unterstützt ADRA Deutschland das „Kajiado Rescue Centre“ zum Schutz minderjähriger Mädchen vor Zwangsheirat und Genitalverstümmelung.
Demokratie braucht Prävention
Der Deutsche Präventionstag (DTP) sei der weltweit größte Jahreskongress speziell für das Arbeitsgebiet der Kriminalprävention sowie angrenzender Präventionsbereiche, erläuterte DTP-Geschäftsführer Erich Marks. Der Kongress biete eine internationale Plattform zum interdisziplinären Informations- und Erfahrungsaustausch in der Prävention. So seien auch Teilnehmende aus 46 anderen Ländern nach Berlin gekommen, berichtete Marks in seiner Rede zur Eröffnung des DTP 2019. Zum Schwerpunktthema „Prävention & Demokratieförderung“ des Kongresses hätten neun Expertinnen und Experten von sieben verschiedenen Institutionen fünf wissenschaftliche Stellungnahmen angefertigt. Aufgrund dieser Stellungnahmen sei die „Berliner Erklärung 2019“ verfasst worden:
In der Erklärung werde deutlich, dass alle politisch Verantwortlichen sich stärker und nachhaltiger als bisher mit dem Verhältnis zwischen demokratischer Gesellschaftsordnung und der Prävention von Extremismus, Gewalt- und anderer Kriminalität beschäftigen müssten. Das sei notwendig, gerade im Hinblick auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen wie dem zunehmenden Rechtsextremismus und -populismus, die wiederkehrenden Angriffe und Anschläge gewaltorientierter Islamisten und die Ausschreitungen gewaltbereiter Linksextremisten. Auch teilweise gewaltbereite und bislang nur schwer in existierende politische Lager einzuordnende neue Bewegungen, wie die sogenannten „Reichsbürger“ und „Selbstverwalter“, müssten berücksichtigt werden.
„Wenn Maßnahmen präzise ausgewählt und Programme gut implementiert werden, ist Prävention wirksam und spart enorme Kosten im Reparaturmodus“, betonte der DTP-Geschäftsführer in seiner Eröffnungsrede. Deshalb sollten die Ausgaben für Prävention in den kommenden Jahren deutlich erhöht und zum festen Bestandteil aller öffentlichen Haushalte werden, forderte Erich Marks. „Für Prävention investierte Steuermittel sind soziale und gesamtgesellschaftliche Strukturförderungen von hoher Priorität.“
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