Künstliche Intelligenz – Was hat das mit mir zu tun?

Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Mit Recht! Sagt der Data Scientist Dr. Peter Klausmann und spricht sich für eine breite, aber ethische Nutzung aus. Im Interview mit Faircoach stellt er seine Sicht auf das Thema Künstliche Intelligenz (KI) dar.

Herr Dr. Klausmann, wie würden Sie das Thema KI für Laien auf den Punkt bringen?
Das Thema ist ein weites Feld und eigentlich nichts wirklich Neues. Allerdings wurden im Bereich der Rechner-Hardware sowie bei den Cloud-Diensten große Fortschritte erzielt. Dadurch lassen sich aufwändige Berechnungen und die Handhabung großer Datenmengen, wie sie im Bereich der künstlichen Intelligenz notwendig sind, preisgünstig und effizient durchführen. Weiterhin wurden leistungsstarke Software-Umgebungen entwickelt, mit denen man schnell und mit nur wenigen Zeilen Programmcode große neuronale Netze konfigurieren kann. Das war noch vor einigen Jahren so nicht möglich. Dadurch werden derzeit viele neue Anwendungen in nahezu allen Lebensbereichen erschlossen.

Welche Anwendungen sind bereits heute in privaten Haushalten im Einsatz?
Jeder kennt die Sprachassistenten wie z.B. Siri oder Alexa. Weiterhin werden derzeit Systeme entwickelt, bei denen das Haus die Bedürfnisse seiner Bewohner selbst erkennt. Ein wichtiges Beispiel ist der sensorgestützte Notfall-Assistent, der automatisch erkennt, ob jemand stürzt, hilflos am Boden liegen bleibt und dann einen Alarm auslöst. Am stärksten entwickelt sich derzeit der Bereich des autonomen Fahrens, bei dem jeder selbst den Fortschritt erleben kann.

Spielt KI in Unternehmen, z.B. in Personalabteilungen eine Rolle?
Abgesehen von der Produktionsautomatisierung, bei der KI schon seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt wird, dringt die Automatisierung jetzt auch zu den klassischen Bürotätigkeiten vor. Im juristischen Bereich gibt es bereits Werkzeuge, um große Dokumentenbestände zu durchforsten und eine Art Suchmaschine, die gezielt nach Urteilen und juristisch relevanten Dokumenten sucht. Im Finanzbereich werden immer mehr Prozesse durch Software-Roboter und Chatbots ersetzt. Im Bereich der Personalrekrutierung findet die ganze Personalsuche schon lange im Internet statt. Mittlerweile gibt es im angelsächsischen Raum einige Startups, die die Zufriedenheit der Mitarbeiter anhand einer Vielzahl von Kriterien automatisiert bewerten und damit dazu beitragen wollen, Kündigungen von Fachkräften gezielt vorzubeugen. In Deutschland wäre das aus Datenschutzgründen nicht ganz so einfach umzusetzen.

Das Thema Künstliche Intelligenz ist nicht neu. Warum steigt die Nachfrage aus den Unternehmen aktuell so rasant?
An neuen Technologien und Innovation waren die Unternehmen ja schon immer interessiert. Allerdings sind die Technologien der Künstlichen Intelligenz jetzt soweit, dass sich konkret Projekte damit umsetzen lassen. Weiterhin sind die Algorithmen relativ leicht zugänglich und die erforderliche Rechnerhardware ist günstig bzw. es werden viele Anwendungen über Cloud-Plattformen bedient. Gerade die Cloud-Lösungen ermöglichen einen Einsatz von KI ohne große Investitionen.

Wo geht die Reise hin, sprich wo stehen wir beim Thema KI in 5-10 Jahren?
Es wird eine eher leise Revolution sein, es wird keinen großen Knall geben. Die KI wird eher schleichend einziehen, z.B. wenn wir ein neues Auto oder ein neues Smartphone kaufen. Weiterhin wird es nach und nach mehr Online-Dienste wie Telemedizin, automatisierte Rechts- und Finanzberatung geben. Im Moment werden auch sehr viele Data Scientists ausgebildet, d.h. der derzeit massive Mangel an Fachkräften und der gleichzeitige Hype des Themas werden sich normalisieren. Einerseits sprechen wir über künstliche Intelligenz, andererseits akzeptieren wir Fake News, glauben Halbwahrheiten im Internet und machen Politik mit fehlerhaften oder falsch interpretierten Statistiken. Da stoßen dann die künstliche Intelligenz und die normale Intelligenz des Menschen aneinander.

Wichtig erscheint mir vor allem, dass wir die neue Technologie zum Nutzen der Menschheit und nicht zu deren Schaden einsetzen. Leider war die Menschheit in der Vergangenheit nicht besonders gut darin, Technologie ausschließlich nutzbringend zu verwenden. Als Ingenieure und Informatiker haben wir daher auch einen ethischen Standpunkt zu vertreten.

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