In der siebenköpfigen Jury des 8. Internationalen Joseph Joachim Kammermusikwettbewerbs sitzt auch der Primarius des renommierten Hagen Quartetts, Lukas Hagen. Sein Quartett spielt seit rund 40 Jahren auf den wichtigsten Bühnen der Welt. Lukas Hagen lehrt als Professor für Violine und Kammermusik an der Universität Mozarteum in Salzburg, seiner Geburtsstadt.
Herr Prof. Hagen, wie ist das Niveau des Joseph Joachim Kammermusikwettbewerbs?
Lukas Hagen: Alle Ensembles, die es in die zweite Runde geschafft haben, spielen auf einem sehr hohen Niveau. In der ersten Wertungsrunde gab es dagegen noch eine große Kluft. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die technische Basis bei fast allen Ensembles stimmt, das war vor 20 Jahren noch anders. Sie sind meist unglaublich gut individuell ausgebildet, und manche spielen sensationell gut zusammen.
Die Ensembles kommen ja aus der ganzen Welt: Gibt es verschiedene Klangkulturen?
Hagen: Das ist in der Tat in dieser Beziehung das Extremste, was ich je erlebt habe. Manche spielen völlig ohne Vibrato, andere von Anfang bis Ende mit viel Vibrato, das sind völlig entgegengesetzte Pole. Auch bei der Agogik und der Klangvorstellung geht das weit auseinander. Man kann tatsächlich feststellen, dass es auch heute noch z.B. eine russische, eine mitteleuropäische oder eine amerikanische Schule gibt.
Wie viele Stunden Proben am Tag sind notwendig für ein Quartett?
Hagen: Das ist eine schwierige Frage. In unserem Hagen Quartett proben wir in der Regel vier Stunden täglich vor konkreten Konzertphasen. Junge Quartette dagegen, die sich viel Repertoire erarbeiten müssen, bis die Intonation, das Zusammenspiel und das gemeinsame Atmen stimmen, können sich gerade in der Anfangszeit aber wesentlich länger als vier Stunden täglich miteinander beschäftigen.
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