Hepatitis C-Arzneimittel im GKV-Markt: kontinuierlich weniger Ausgaben

Seit fünf Jahren gibt es für Hepatitis C-Erkrankte die Chance auf eine Heilung der chronischen Lebererkrankung durch direkt antiviral wirksame Substanzen (DAA). IQVIA-Auswertungen zeigen, dass trotz der zumindest in den Anfängen hohen Therapiekosten die GKV-Ausgaben für Hepatitis C-Präparate seit 2015 kontinuierlich zurückgehen. Kostensenkend wirken sich dabei auch der Abschluss von Rabattverträgen zwischen Kostenträgern und Herstellern aus. Der Anteil rabattgeregelter Hepatitis C-Mittel stieg in den letzten Jahren deutlich an. Letztendlich haben die Behandlungserfolge bei dieser Leberentzündung auch Auswirkungen an anderer Stelle: Die Zahl der Lebertransplantationen für Hepatitis C-Betroffene ist rückläufig.

Die Therapie der chronischen Hepatitis C bestand vormals in der Injektion von Interferon und Einnahme des Virenhemmers Ribavirin. Die Behandlung erzeugte meist starke Nebenwirkungen und hatte nur geringe Aussicht auf Heilung. Die Einführung von sogenannten direkt antiviral wirksamen Substanzen (DAAs = Direct Acting Antivirals) seit Anfang 2014 veränderte die Therapie dieser chronischen Erkrankung nachhaltig: Eine drei Monate dauernde Therapie mit den oral einzunehmenden Präparaten eröffnet in mehr als 90 % der Fälle eine Chance auf Heilung.

Nach der Markteinführung von Sovaldi im Jahr 2014 regten sich zunächst Widerstände der Kostenträger gegen die hohen Behandlungskosten. Zu einer befürchteten Kostenexplosion ist es aber bisher nicht gekommen. Im zweiten Jahr nach der Einführung der DAAs erreichten die Ausgaben der GKV für die Hepatitis C-Therapie mit 1,3 Mrd. Euro (Basis: Apothekenverkaufspreis abzgl. Herstellerabschlägen und Apothekennachlässen, ohne Einsparungen aus Rabattverträgen) ihren Höhepunkt. Seitdem sinken diese Werte jährlich um mehr als 30 %. Für das aktuelle Jahr werden Ausgaben von rund 360 Mio. Euro erwartet[1] (Abb. 1 zum Herunterladen).

Immer mehr Präparate unter Rabattvertrag

Zu berücksichtigen ist auch, dass Krankenkassen inzwischen vielfach Rabattverträge mit Herstellern vereinbaren und die tatsächlichen Kosten dadurch niedriger ausfallen dürften. Im dritten Quartal 2016 lag der Anteil der rabattiert abgegebenen DAAs bei 29 %. Ein Jahr später belief sich der Anteil der rabattierten Packungen bereits auf 45 % und im dritten Quartal dieses Jahres unterliegen bereits 68 % aller abgegebenen Hepatitis C-Arzneimittel einem Rabattvertrag[2] (Abb. 2 zum Herunterladen).

Mittlerweile wurden in Deutschland zehn verschiedene Mono- bzw. Kombinationspräparate zur Hepatitis C-Therapie eingeführt. Der größere Wettbewerb hat auch mit sich gebracht, dass neuere Präparate zu vergleichsweise niedrigeren Preisen in den Markt eingeführt wurden, was die Kostenentwicklung zusätzlich hemmt.

Schätzungen zufolge leben in Deutschland etwa 300.000 Menschen mit einer Hepatitis C-Erkrankung. Da die Infektion meist ohne nennenswerte Beschwerden verläuft, wird sie häufig nicht diagnostiziert.

Zudem heilt die Infektion nur bei einem Viertel der Betroffenen innerhalb eines Vierteljahres spontan wieder aus. Meist wird Hepatitis C chronisch und führt als Langzeitfolge zu Leberzirrhose und Leberkrebs. Aus diesem Grund stellen Hepatitis C-Infektionen die häufigste Indikation für eine Lebertransplantation dar.

Die Einführung der neuen Therapien hat zusätzlich zur Chance auf Heilung für den einzelnen Patienten auch an anderer Stelle positive Auswirkungen. Einer aktuellen Auswertung von Daten aus elf Transplantations-zentren in Deutschland zu Folge zeigen sich Auswirkungen auf die Zahl der Lebertransplantationen: In den ersten drei Jahren nach der Markteinführung von DAA Arzneimitteln hat sich der Anteil der Hepatitis C-Patienten, die für eine Lebertransplantation gelistet waren bzw. eine neue Leber erhielten, mehr als halbiert[3]. Für Patienten mit weniger gut behandelbaren Lebererkrankungen stehen dadurch mehr Spenderorgane zur Verfügung.

[1] Quelle: IQVIA Berechnungen auf Basis IQVIA IMS PharmaScope®

[2] Quelle: IQVIA, IMS Contract Monitor®

[3] Pressemeldung der Deutschen Leberstiftung vom 28.08.2018 (https://idw-online.de/en/news?print=1&id=701186)

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