Harper Regan
Schauspiel von Simon Stephens
Regie: Uta Koschel
Ausstattung: Tom Musch
Dramaturgie: Sophie Püschel
Harper Regan: Judith Lilly Raab
Seth Regan/James Fortune: Tobias D. Weber
Sarah Regan/Justine Ross: Malin Kemper
Alison Woolley: Sabine Unger
Elwood Barnes/Duncan Woolley: Frank Lienert-Mondanelli
Tobias Rich/Mahesh Aslam: Sven-Marcel Voss
Mickey Nestor: Anjo Czernich
Weitere Vorstellungen: 13. Oktober, 14. Oktober, 28. Oktober, 31. Oktober, 6. November,
7. November, 15. November, 8. Dezember – jeweils 19.30 Uhr
weitere Termine unter www.theater-heilbronn.de
In Harper Regan, der Titelfigur aus Simon Stephens Schauspiel, werden sich viele Frauen mittleren Alters wiedererkennen. Sie arbeitet zuverlässig in einem unbedeutenden Job, hält die Familie zusammen – trotz aller Widrigkeiten, und sie stellt die eigenen Bedürfnisse hintan. Ist es das jetzt – das Leben? Diese Frage stellt sie sich höchstens heimlich. Mit „Harper Regan“ (UA 2008) erzählt Simon Stephens die Geschichte einer Frau, die vor lauter Warten auf das Leben ihr Leben an sich vorbeiziehen lässt. Doch hinter der Fassade der auf den ersten Blick unscheinbaren Durchschnittsfrau verbirgt sich ein faszinierender Mensch mit großer Kraft und einer Sehnsucht, die sich, ausgelöst durch zufällige Ereignisse, endlich Bahn bricht. Uta Koschel inszeniert die kammerspielartige Stationengeschichte mit Judith Lilly Raab in der Titelrolle auf der großen Bühne. Premiere ist am 6. Oktober 2018 um 19.30 Uhr.
Zum Inhalt
Wenn Harper Regan aus dem Fenster ihrer Firma schaut, dann sieht sie den Londoner Flughafen Heathrow. Sie selbst ist 41 Jahre alt, aber noch nie geflogen. Als Kind war sie mal campen in Italien. Ansonsten hat sie England nie verlassen. Sie arbeitet fleißig und gewissenhaft, jetzt liegt ihr Vater im Sterben, und sie braucht dringend ein paar freie Tage um ihn noch einmal zu sehen. Ihr Chef lehnt den Urlaubsantrag kategorisch ab. Falls es ihr einfalle, der Arbeit fernzubleiben, brauche sie nicht mehr wiederzukommen. Harper ist ratlos, denn sie ist auf den Job angewiesen, mit dem sie momentan allein die Familie ernährt. Bis vor zwei Jahren lebte sie mit Ehemann Seth und Tochter Sarah in Manchester, wo ihr Mann als erfolgreicher Architekt arbeitete. Von einem Tag zum anderen änderte sich alles wegen schwerwiegender Vorwürfe gegen Seth, die das gesellschaftliche Aus für die Familie bedeuteten. Sie waren gezwungen, aus ihrer Heimatstadt wegzugehen und nach London zu ziehen, wo niemand sie kennt. Bis heute weiß Harper nicht, was an den Vorwürfen dran ist. Und die Familie schweigt sich darüber aus. Noch zögert sie, das Verbot ihres Chefs zu übertreten. Aber ein herunterfallendes Stück Mauer, das sie fast erschlägt, erleichtert ihr die Entscheidung. Sie fährt, ohne jemandem Bescheid zu sagen und gerät in einen Strudel bisher undenkbarer Ereignisse, die ihre Routine aus Verdrängen und Funktionieren durchbrechen.
Es sind nur zwei Tage, die sie aus ihrem Leben flieht. Als Harper von ihrer Reise nach Hause zurückkehrt, ist alles so wie früher, aber nichts mehr, wie es einmal war.
Blick ins Innere der Menschen
Auf „ihrem Kreuzweg auf der Suche nach sich selbst“ (FAZ) begegnen Harper Regan Menschen, die ihr aus ihrem Alltagsleben bekannt vorkommen – ähnlich wie bei Dorothy im Zauberer von Oz. Insofern haben die Doppelbesetzungen von einigen Schauspielern eine dramaturgische Funktion in dem Stück. Während Harper gegenüber den Menschen aus ihrem Umfeld nicht in der Lage ist, ihre Wünsche zu formulieren, gelingt ihr das bei den fremden „Doppelgängern“.
Regisseurin Uta Koschel ist von der Meisterschaft des Autors, dem es gelingt, mit diesem feingezeichneten Porträt einer unscheinbaren Frau ein ganzes Gesellschaftsbild zu entwerfen, beeindruckt. „Er blickt in das Innere der Menschen, legt bloß, was sie hinter ihrem Schweigen, ihrer Sprachlosigkeit, verbergen.“
Zusammen mit Ausstatter Tom Musch hat sie nach einem Bühnenbild gesucht, das sowohl die verschiedenen Stationen von Harper Regan skizziert und eine Gleichzeitigkeit von Innen und Außen ermöglicht, als auch das Ankommen von Harper bei sich selbst in ein poetisches Bild übersetzt.
Simon Stephens
Simon Stephens wurde 1971 in Stockport, der Partnerstadt von Heilbronn, geboren. Viele seiner Figuren wie auch Harper Regan stammen aus Stockport, und ein Großteil des Stückes spielt in dieser Stadt. Der Autor zählt zu den renommiertesten Dramatikern Englands. Seine Stücke wie „Motortown“, „Port“, „Am Strand der weiten Welt“ oder „Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone“ sind preisgekrönt. In der Kritikerumfrage von „Theater heute“ wurde er seit 2006 bereits fünfmal zum besten ausländischen Dramatiker des Jahres gewählt.
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