Jeder fünfte Mittelständler in Deutschlandsteht in den nächsten Jahren vor einem Generationswechsel. Allein bis Ende2019 planen die Chefs von 236.000 kleinen und mittleren Betrieben die Übergabe an einen Nachfolger. Bis 2022 sind weitere 275.000 Wechsel zu erwarten. Das sind die Ergebnisse einer Studie, die die staatliche Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) im Januar 2018 vorgestellt hat (siehe auch Abbildung Seite 6 unten).
Für viele Unternehmen ist es also höchste Zeit, die Nachfolge vorzubereiten. Doch fast die Hälfte der Betriebe hat der Studie zufolge noch keinen Kandidaten, der künftig die Geschäfte führen soll. Das ist gefährlich. Denn wer nicht weiß, wie es weitergeht, investiert nicht mehr genug. Die betroffenen Unternehmen laufen Gefahr, dass sie den Anschluss verlieren.
Silke Grieger kennt die Thematik gut. Die Ecovis-Steuerberaterin aus Rostock hat in den vergangenen zehn Jahren viele Übergabenbegleitet. Neue Mandanten, auch jüngere, spricht sie systematisch darauf an, ob sie ein Testament aufgesetzt haben. Denn andernfalls drohten im Fall eines unfall- oder krankheitsbedingten Todes Erbschaftsstreitigkeiten. Mandanten, die die 50 überschritten haben, fragt sie gezielt nach deren Zukunftsplänen. „Auch Bankenwollen das bei der Kreditvergabe an Vertreterdieser Altersgruppe wissen“, weiß sie. Denn klappt die Nachfolgeregelung nicht, steht oft das Unternehmen auf der Kippe.
Den Betrieb in der Familie halten
Der klassische Weg ist die Übergabe an die Kinder. Mehr als die Hälfte der familiengeführten Unternehmen favorisiert diese Lösung. Beim Heizungsbauer Viessmann, eher ein großer Mittelständler, hat das gut geklappt. Vater Martin übertrug 2016 einen Teil der Verantwortlichkeiten an seinen Stellvertreter – und an seinen Sohn. Im Sommer 2017 zog sich der Vater dann ganz aus der Geschäftsführung zurück. So etwas kann aber auch scheitern. Beim Dübelhersteller Fischer konnte der Vater nichtloslassen, der Sohn ging im Streit. Vater Klaus Fischer musste nochmals das Ruderübernehmen, bevor er 2018 die Geschäftsführung an einen Mitarbeiter abgab.
„Ich habe bisher nie schlechte Erfahrungen gemacht, wenn der Sohn oder die Tochter die Nachfolge übernommen haben“, berichtet dagegen Steuerberaterin Grieger. Die Übergabe an den Nachwuchs verlangt gute Vorbereitung. „Ich habe schon viele Kinder von Mandanten in die Crashkurse geschickt, die Ecovis den eigenen Auszubildenden etwa in Sachen Buchhaltung oder Steuerfragenanbietet“, berichtet sie. Der Nachwuchs sei in solchen Dingen oft nicht fit genug. „Die Übergabe muss von langer Hand vorbereitet werden“, fügt sie hinzu. 30Prozent der Übergaben, die sie begleite, erfolgten innerhalb der Familie.
Das Thema Erbschaftsteuer spielt nach Griegers Erfahrung nur eine untergeordnete Rolle. „95 Prozent meiner Mandanten liegenbei der Unternehmensnachfolge unter dem Betriebsvermögensfreibetrag.“ In vielen Fällen wolle der Nachwuchs aber die Firma nicht übernehmen. Die Sprösslinge hätten oft keine Lust auf die Aufgabe oder andere Interessen.
Externe Nachfolge
Wenn die Kinder nicht ins Familiengeschäft einsteigen wollen, wird es schwieriger. Sehr häufig beginnt dann die Suche nach einem externen Käufer. Auch das braucht Zeit, denn die meisten Eigentümer hängen an ihrem Unternehmen und wollen, dass ihr Lebenswerk fortgeführt wird. Auch die Vorstellungen über den Verkaufs- oder Kaufpreis liegen oft weit auseinander. „Wir setzen gezielt auf unsere Unternehmensberater, die potenzielle Käufer suchen. Und wir schalten immer auch einen Anwalt ein, da die Nachfolge ohne rechtliche Beratung undenkbar ist“, berichtet Grieger. Dann kommt etwa Matthias Laudahn, Unternehmensberaterbei Ecovis in Rostock, ins Spiel. Auch er bestätigt, dass eine gute und langfristige Vorbereitung der Übergabe das A und O ist. „Je früher das geschieht, desto besser. Denn es braucht Zeit, um bei Kunden, Lieferanten und Partnern Vertrauen zum neuen Chef aufzubauen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Nachfolge ist eine gemeinsame Übergabephase, in der alter und neuer Chef einige Monate zusammenarbeiten“, meint er. Schwierig ist es oft bei kleinen Handwerksbetrieben mit weniger als fünf Mitarbeitern, die verkaufen wollen, weiß Grieger. „Die müssen häufig zusperren, denn ein Handwerker, der sich selbstständig macht, kann sich den Kauf meist sparen. Der findet in den heutigen Zeiten auch ohne die Übernahmeeines bestehenden Betriebs genug Kunden“, so ihre Erfahrung. Allerdings kommt es da auf die Spezialisierung und den Ruf des Betriebs an.
Individuelle Lösungen suchen
Wenn ein externer Käufer gesucht werden muss, gehen Laudahn und sein Team immer nach dem gleichen Muster vor. „Wir schauen uns das Unternehmen genau an, analysieren die finanzwirtschaftliche Situation, führen Workshops durch, um offene Fragen zu klären.“ Ideal sei es, wenn ein Interessent über Erfahrung verfüge und aus der gleichen Branche komme. Ist das geklärt, folgt das schwierigste Thema: „Einen Konsens bei der Bewertung des Unternehmens zu finden, ist häufig problematisch“, erklärt Laudahn. Zudem ist die Finanzierbarkeit der Unternehmensnachfolge ein wesentlicher Aspekt. „Diese Thematik ist ein häufiger Grund für das Scheitern einer Nachfolge“, sagt Laudahn, der sowohl Verkäufer als auch Käufer berät und individuelle Lösungen für seine Kunden entwickelt. Und dann gibt es noch den menschlichen Faktor. Es kann alles geklärt sein. Aber natürlich sei es auch notwendig, dass die Chemie zwischen beiden Seiten stimmt.
Bleibt eine weitere Option, die nur seltengezogen wird, so Griegers Erfahrung: der Verkauf an einen Mitarbeiter. So wie bei Matthias Baars, der das Dentallabor seiner früheren Chefin übernommen hat (siehe Interview rechts). „Matthias Baars ist mit den Aufgaben gewachsen und hat sich trotz der harten Konkurrenz durchgesetzt.“
Silke Grieger, Steuerberaterin bei Ecovis in Rostock
Matthias Laudahn, Unternehmensberater bei Ecovis in Rostock
Das Beratungsunternehmen Ecovis unterstützt mittelständische Unternehmen. In Deutschland zählt es zu den Top 10 der Branche. Etwa 6.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in den mehr als 100 deutschen Büros sowie weltweit in Partnerkanzleien in über 70 Ländern. Ecovis betreut und berät Familienunternehmen, inhabergeführte Betriebe sowie Freiberufler und Privatpersonen. Um das wirtschaftliche Handeln seiner Mandanten nachhaltig zu sichern und zu fördern, bündelt Ecovis die nationale und internationale Fach- und Branchenexpertise aller Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und Unternehmensberater. Jede Ecovis-Kanzlei kann auf diesen Wissenspool zurückgreifen.
Darüber hinaus steht die Ecovis Akademie für fundierte Ausbildung sowie für kontinuierliche und aktuelle Weiterbildung. All dies gewährleistet, dass die Beraterinnen und Berater ihre Mandanten vor Ort persönlich gut beraten.
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