Dramatischer Hebammenmangel in Bayern

Unter dem Motto „Frauen helfen Frauen“ formiert sich ein Bündnis von Frauen, die bereits selbst geboren haben und ihr Wissen und ihre Erfahrung an junge werdende Mütter weitergeben wollen. „Lange, zu lange haben wir darauf gewartet, dass die Politik das Hebammensterben aufhält und damit die belastende Situation für Schwangere endlich beendet. Jetzt nehmen wir die Sache selbst in die Hand“, so die Würzburger Initiatorin Kristina Marita Rumpel. Sie ruft eine Bewegung ins Leben mit dem Ziel, dass dank der gelebten Solidarität unter Frauen jede Schwangere die Stärkung erfahren möge, die sie braucht. Die studierte Soziologin, Buchautorin und Gastdozentin an der FH Fulda im Bereich Hebammenwissenschaft engagiert sich seit vielen Jahren für eine neue Geburtskultur und würdevolle Geburtserfahrung. Ihre Bewegung baut auf dem von ihr mitbegründeten FlowBirthing-Netzwerk www.flowbirthing.de auf, welches 2015 mit dem Health Media Award für herausragende und nachhaltige Kommunikation im Bereich Frauengesundheit ausgezeichnet wurde.

Die Notlage der schwangeren Frauen in Bayern verschärft sich Jahr um Jahr
„Als ehemalige Referentin für Frauen- und Familienpolitik in einem Abgeordnetenbüro im Deutschen Bundestag weiß ich, wie langsam die Mühlen mahlen. Aber wir haben keine Zeit. Die Frauen sind jetzt schwanger, und daher ist jetzt die Zeit zu handeln. Auf was wollen wir warten? Jeder Tag des Nichtstuns macht Frauen zum Opfer des Systems – Hebammen wie Schwangere.“ Seit Jahren ist das Problem bekannt. Eine aktuelle Studie des Berliner Forschungsinstitutes IGES stellt jetzt offiziell fest: In Bayern findet jede dritte Schwangere keine Hebamme mehr und muss ohne jede Vorbereitung in die Geburt gehen. In München und Umgebung trifft es sogar 40 Prozent der Schwangeren. Wegen des Hebammenmangels müssen Frauen, die in den Wehen liegen, von Krankenhäusern abgelehnt werden. Die Meldungen von traumatisierenden Geburtserfahrungen, ja sogar von Gewalt unter der Geburt nehmen zu. Hinzu kommt: Durch die diversen IGeL-Gesundheitsleistungen, die zusätzlich zu den Vorsorgeuntersuchungen verkauft werden, wird der Fokus auf Fehlentwicklungen gelegt, und die Unsicherheit bei den Frauen wächst. Zudem gibt es immer mehr Gebärende, die selbst ein Kaiserschnittkind waren und so auch auf die Erfahrung der eigenen Mutter nicht mehr zurückgreifen können. Mit ihren Sorgen und Ängsten sind die Schwangeren ohne Kontakt zu einer Hebamme allein gelassen. Angst wiederum ist eine mögliche Ursache für komplizierte Geburtserfahrungen, die nicht selten die Mutter-Kind-Bindung langfristig beschweren.

Die Bewegung rund um FlowBirthing will Teil der Lösung sein
„Das Problem ist hausgemacht und ist nicht mehr länger hinnehmbar“, findet Kristina Marita Rumpel. Sie hat genug vom Problemewälzen und will jetzt Teil der Lösung sein. „Ich will nicht mehr gegen Windmühlen kämpfen und auf die Gnade der Einsicht bei den politischen Verantwortlichen hoffen. Das Thema wurde jahrelang verschlafen. Und auch jetzt im Wahlkampf spielt es keine Rolle, obwohl es eine akute Notsituation für alle Schwangeren in Bayern bedeutet. Alles schaut auf die bayerische Außengrenze, doch wann erkennen die PolitikerInnen, dass sich an der Frage, wie Kinder geboren werden, die Zukunftsfähigkeit eines Landes entscheidet und es wirklich alle angeht? Es werden wieder mehr Kinder geboren und die Mütter allein gelassen. Es ist eine Schande für unser Land, wenn seit Jahren trotz vieler Aktionen von Motherhood e.V. oder des Elternnetzwerks für Neue Geburtskultur e.V., dem auch ich angehöre, sich die Politik in einem der reichsten Länder der Welt nicht im Stande sieht, den bestmöglichen Start für das neue Leben sicherzustellen.“

Der Hilflosigkeit von Schwangeren ein Ende bereiten
„Es ist an der Zeit zu zeigen und zu erfahren, dass wir als Gemeinschaft der Frauen darauf auch nicht angewiesen sind. Wir stärken und helfen uns gegenseitig.“ Schwangerschaft und Geburt war und ist seit Urzeiten das Feld von Frauen. Es gibt eine Fülle an altem Wissen rund um glückliche Schwangerschaften und gelingende Geburten. Warum dies also nicht gezielt an jene Frauen weitergeben, die keine Hebamme mehr zur Geburtsvorbereitung finden? Gedacht – getan. Somit organisiert Kristina Marita Rumpel ein Programm, welches Frauen, die bereits selbst Gebärerfahrung haben und sich für die jungen Frauen einsetzen wollen, in die Lage versetzt, Schwangere von Frau zu Frau zu begleiten und auf die Geburt vorzubereiten. So soll das Gefühl, der lähmenden Situation macht- und hilflos ausgeliefert zu sein, bald der Vergangenheit angehören.

Programm zur Selbsthilfe nach FlowBirthing und den BEST-Kriterien
Es ist ein Programm zur Selbsthilfe auf Basis der FlowBirthing-Philosophie und der BEST-Kriterien von Dr. Wolf Lütje, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Ev. Amalien-Sieveking Krankenhaus in Hamburg, für eine ideale Geburtsvorbereitung: Betreuung, Entängstigung, Sinn natürlicher Geburten für Mutter und Kind und Training. „Wir wollen jede werdende Mutter darin bestärken, dass sie die Meisterin der Geburt ist, und ihr helfen, von der Angst ins Vertrauen zu finden. Was es dafür braucht, ist ein Raum der Wertschätzung im Frauenkreis, wo Zeit ist, alle Fragen in Ruhe zu stellen und eine positive, bestärkende Atmosphäre wirkt.“ [O-Ton junge Mutter Barbara: „Dank FlowBirthing habe ich gefunden, wovon ich nie gedacht hätte, ich hab es – weibliche Intuition und dass man ruhig auf sich selbst als Frau vertrauen darf! Wo wird einem das heute gesagt?!“] Das Fachwissen hilft den Schwangeren nur bedingt. Es sind die mentalen, emotionalen sowie biografischen Themen, die es anzuschauen gilt. Diese Bereitschaft kann jede Frau auch ohne Fachkenntnisse über die Geburt mit entsprechender Schulung bei den Schwangeren fördern. Natürlich bleibt die fachlich-medizinische Betreuung weiterhin beim Arzt – mit dem Plus, dass die Frau als Ganzes Beachtung und Zuspruch findet. Auch wenn sich am Hebammenmangel in absehbarer Zeit vielleicht nichts ändert, die Notsituation der Schwangeren kann so aus solidarischer Kraft der Frauen beendet werden.

Die große Vision: Mentorinnen in jedem Ort Bayerns bis Ende 2019
In jedem Ort Bayerns – das sind rund 2.056 politisch selbstständige Gemeinden – und in jedem Stadtteil größerer Kommunen soll bis Ende 2019 mindestens eine Mentorin vor Ort für die Schwangeren erreichbar sein und von Frau zu Frau Wissen weitergeben, das die Schwangeren stärkt und ins Vertrauen bringt. Dies ist eine Win-Win-Situation für alle: Die Schwangeren finden Ansprache auf Augenhöhe und Verständnis, und sie erhöhen so die Chance auf eine natürliche Geburt ihres Kindes, was – wissenschaftlich belegt – den besten Start ins Leben ermöglicht. Die Hebammen finden Entlastung im Kreißsaal, wenn die Frauen gut vorbereitet in die Klinik kommen. Denn das ist ein weiteres Problem: Nicht selten muss eine Hebamme heute drei bis fünf Gebärende gleichzeitig betreuen, von denen laut Studie gut jede dritte Frau inzwischen aufgrund des Hebammenmangels ohne Vorbereitung auf die Geburt in die Klinik kommt. Unter der Geburt alles aufzuholen an Vertrauensbildung in den Geburtsprozess und die weibliche Kraft ist dann – zumal unter den belasteten Bedingungen – fast unmöglich und erhöht natürlich den Druck auf die Hebammen. [O-Ton junge Mutter Sandra zur Geburtserfahrung dank FlowBirthing: „Selbst meine Hebamme, der anwesende Arzt und meine Geburtsbegleiterin waren fassungslos, wie ruhig und losgelöst und glücklich ich unter der Geburt war.“]

Wertschätzung frauenorientierter Geburtsvorbereitung
Und die Mentorinnen selbst haben auch einen Gewinn, denn sie agieren nicht ehrenamtlich. So können sich Frauen im ländlichen Raum oder Mütter zuhause ein Einkommen aufbauen. Die Entscheidung gegen das Ehrenamt wurde ganz bewusst gefällt: Die Notlage der Hebammen hängt auch mit der fehlenden finanziellen Wertschätzung der Leistung der Hebammen zusammen – nicht in der Wahrnehmung der Familien, aber im Gesundheitssystem. „Ich finde es unerträglich, dass gerade von Frauen erwartet wird, dass sie für ihren Beitrag, den sie für den Zusammenhalt der Gesellschaft leisten, auf einen angemessenen finanziellen Ausgleich verzichten sollen“, so Kristina Marita Rumpel. Frauen helfen Frauen – aus Solidarität, das schließt eine finanzielle Basis nicht aus. Im Gegenteil: Es ist ein Beitrag, den Wert einer stärkenden Geburtsvorbereitung und würdevoller Geburten wieder ins Bewusstsein zu rufen.

Mentorinnen gesucht – Anmeldung zum Programm läuft!
Welche Frau fühlt sich angesprochen und möchte Teil der Bewegung werden, durch die sich Frauen aus eigener Kraft aus der Notlage befreien? Gerade Frauen, die sich bereits in den 70er/80er-Jahren für eine selbstbestimmte Geburt im Vertrauen auf den weiblichen Körper eingesetzt haben, haben jetzt die Chance, jungen schwangeren Frauen aus der Notsituation zu helfen und ein Netzwerk aus starken Frauen, die Verantwortung übernehmen, aufzubauen. Das FlowBirthing-Netzwerk besteht bereits aus fast 500 Partner/innen und 19 Mentorinnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Ansprechpartnerin: Kristina Marita Rumpel
Mail für Rückfragen: kristina.rumpel@flowbirthing.de
Internetseite: www.flowbirthing.de

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