Michael Eichmann, Manager bei Stratasys, einem führenden 3D-Druck-Technologie-Anbieter aus den USA, hat diesen „Aufstieg“ von Anfang an miterlebt und mitgestaltet. Der heutige Vorsitzende des Rapid.Tech-Fachbeirats gerät beim Beschreiben der Erfurter Atmosphäre nahezu ins Schwärmen: „Hier findet immer im Frühsommer ein Familientreffen der besonderen Art statt, auf das man sich jedes Jahr wieder freut. Die Spezialisten des Additive Manufacturing kommen zu einem hochkarätigen Kongress und einer ebensolchen Ausstellung zusammen. Für das Netzwerken enorm wichtig ist die Abendveranstaltung, die beiträgt, Erfurt über das Messegelände hinaus kennen und lieben zu lernen. Die Lage in der Mitte Deutschlands, die gute Erreichbarkeit und die Top-Organisation durch die Messe sind weitere Pluspunkte für ein rundum passendes Gesamtpaket.“
Den wohl entscheidenden Anstoß für diese Entwicklung gab Dr. Sabine Sändig. Die Fachfrau für Lasermaterialbearbeitung und additive Fertigung ermunterte Anfang 2004 als Technologieexpertin der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT) die Messe Erfurt, die Idee zur Rapid.Tech umzusetzen: „Wir haben das Zukunftspotenzial dieser neuen Technologien gesehen und konnten nicht nur den Freistaat Thüringen als Unterstützer gewinnen, sondern ebenso Partner über das Bundesland hinaus begeistern, das Thema langfristig nach vorn zu treiben“, berichtet die Projektmanagerin für Technologieförderung der Thüringer Aufbaubank, die von Anfang an Mitglied im Fachbeirat der Rapid.Tech ist. Zu den „Treibern“ gehört mit Prof. Dr. Andreas Gebhardt von der Fachhochschule Aachen einer der profundesten Experten für additive Fertigungsverfahren. Der Verfasser des Standardwerkes für diese Technologien war fachlicher Berater der ersten Rapid.Tech und hat in seinem Keynote-Vortrag eine Vision des Rapid Manufacturing aufgezeigt, bei der nicht das Produkt oder das Werkzeug im Mittelpunkt steht, sondern vielmehr ein integrierter Produktentstehungsprozess. „Wie nutzen wir additive Verfahren, um schneller zu besseren Produkten zu kommen, wie gestalten wir Fertigungsprozesse immer sicherer, wie erreichen wir eine hohe Reproduzierbarkeit, wie können wir die gewonnenen Erkenntnisse für viele Branchen anwenden – auf diese und weitere Fragen haben wir in den letzten Jahren immer bessere Antworten gefunden. Dazu hat nicht zuletzt der jährliche Wissens- und Erfahrungsaustausch in Erfurt beigetragen“, betont Prof. Gebhardt.
Das Gremium, das die inhaltliche „Marschrichtung“ festlegt, ist der Rapid.Tech-Fachbeirat. Die Mischung aus Anwendern, Technologieanbietern, Dienstleistern sowie Forschern garantiert, dass die richtigen Themen gesetzt werden. „Wir kümmern uns, dass in den Veranstaltungen des Rapid.Tech-Kongresses neuestes wissenschaftliches Know-how und aktuelle best-practice-Lösungen für verschiedene Branchen vorgestellt werden. In der Verbindung mit den Präsentationen neuer Maschinen, Verfahren und Produktbeispiele an den Ausstellerständen bieten wir damit eine in der Messe- und Tagungslandschaft einmalige Kombination, die immer besser angenommen wird. Das ist der Lohn für den langen Atem, den die Initiatoren über all die Jahre bewiesen haben“, erläutert Prof. Dr. Gerd Witt. Der Inhaber des Lehrstuhls für Fertigungstechnik an der Universität Duisburg-Essen ist ein weiterer Mitbegründer der Erfurter Veranstaltung und gemeinsam mit Michael Eichmann Vorsitzender des Fachbeirats.
Beirat und Messe haben das Programm kontinuierlich ausgebaut. Zur praxisorientierten Anwendertagung und dem wissenschaftlichen Forum AM Science kamen branchen- und prozessspezifische Einzelveranstaltungen hinzu. In diesem Jahr finden die Foren Automobilindustrie, Luftfahrt, 3D gedruckte Elektronik & Funktionalität, Werkzeug-, Formen- & Vorrichtungsbau sowie Additive Lohnfertigung, 3D Metal Printing und Konstruktion statt. Das Thema Medizin wird neu aufgelegt mit dem Forum Medizin-, Zahn- & Orthopädietechnik. Ganz neu auf der Agenda ist das Forum Recht, denn mit Fortschreiten des 3D-Drucks in Richtung industrielle Serienfertigung gewinnen juristische Aspekte an Bedeutung.
Einen weiteren Schub hat die Rapid.Tech ab 2013 durch die Kombination mit der FabCon 3.D erhalten. „Hier trifft die etablierte Industrie auf die Fabber- und Startup-Szene. Das hat anfangs nicht jedem gefallen, aber diese neuen Ideen faszinieren, sind eine echte Bereicherung und haben Marktpotenzial“, schätzt Prof. Gebhardt ein. Neben der Ausstellung kommt auch in diesem Jahr die 3D-Druck Community erneut an allen drei Tagen zur „3D Printing Conference“ zusammen. Die Referenten präsentieren Trendthemen und technische Innovationen und geben auch Einblicke hinter die Kulissen ihrer Forschungs- und Entwicklungstätigkeit sowie von ausgerichteten Wettbewerben. Die Themenauswahl erstreckt sich von der Start-Up-Finanzierung über Digital Fabrication bis hin zu Bildungsthemen. Beim Start-Up-Award werden wieder die innovativsten Gründer und bei der 3D Pioneers Challenge die besten Designideen gesucht. Welche das sind und ob sich darunter auch echte Weltneuheiten befinden, werden die Gäste zum Networking-Abend am 6. Juni 2018 erfahren.
Die erste Weltneuheit hat übrigens Michael Eichmann auf die Messe gebracht. Mit seinem damaligen Unternehmen RTC Rapid Technologies präsentierte er 2004 für die israelische Firma Objet den 3D-Drucker Eden 260, der damals gerade auf den Markt kam und für die schnelle und kostengünstige Fertigung von Kunststoff-Prototypen ausgelegt war. Zur Jubiläumsveranstaltung 2018 sorgt Michael Eichmann wieder für ein echtes Highlight. Mit Stratasys-Gründer Scott Crump konnte er einen Pionier des 3D-Drucks für Erfurt begeistern. Der Erfinder der Fused Deposition Modeling (FDM)-Technologie („Schmelzschichtung“), einem Verfahren, das heute in 90 Prozent der 3D-Drucker weltweit zum Einsatz kommt, wird als ein Keynote-Sprecher der diesjährigen Veranstaltung zu Stand und Perspektiven des Additive Manufacturing referieren. Die weiteren Keynote-Sprecher Dr. Dominik Rietzel von BMW und Christoph Wangenheim vom GE-Unternehmen Baker Hughes werden die additive Roadmap für die Branchen Automobilindustrie sowie Erdöl- und Erdgaswirtschaft aufzeigen.
„Rund 100 internationale Experten aus Industrie und Forschung werden an den drei Tagen neueste Entwicklungen im Additive Manufacturing (AM) vorstellen. Gepaart mit den über 200 Ausstellern können wir das ‚Who is who‘ der 3D-Druck-Branche begrüßen. Diese Entwicklung bestätigt, dass Erfurt der richtige Platz ist, um das Neueste dieser Zukunftstechnologie zu präsentieren. Wir haben, unterstützt von den führenden Experten aus Industrie und Forschung in unserem Fachbeirat, weltweit als eine der ersten Messegesellschaften auf dieses Thema gesetzt und sind mit Konstanz und Beständigkeit seit 2004 zu einer europaweit führenden Adresse für Aussteller, Besucher und Kongressteilnehmer gewachsen. Erfurt kann mit Fug und Recht den Titel „Hauptstadt des 3D-Drucks“ beanspruchen, denn hier trifft sich an den drei Messetagen im Juni die AM-Familie zum Wissens- und Erfahrungsaustausch“, betont Michael Kynast, Geschäftsführer der Messe Erfurt GmbH.
Neben technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen gewinnt die Fachkräfte-Qualifizierung für den industriellen 3D-Druck an Bedeutung. Auch dieser Aspekt widerspiegelt sich in Erfurt. „Wir brauchen Techniker, die die neuen Maschinen bedienen und die Prozesse beherrschen. Deshalb werden Aus- und Weiterbildungsangebote für diesen Bereich unser Ausstellungsschwerpunkt sein“, informiert Prof. Gebhardt. Vorgestellt wird u. a. ein neues Qualifizierungsangebot. Die Hochschule Schmalkalden hat gemeinsam mit der Fachhochschule Aachen und der Universität Duisburg-Essen den berufsbegleitenden Studiengang „Anwendungstechniker (FH) für Additive Verfahren/Rapid-Technologien“ entwickelt, der seit dem Sommersemester 2017 angeboten wird. Eine von vielen Projektideen, geboren in 15 Jahren Rapid.Tech.
Hier finden Sie alle Details zum Kongress- und Rahmenprogramm sowie den mehr als 200 Ausstellern: www.rapidtech-fabcon.com. Der Online-Ticketshop ist ebenfalls über die Homepage erreichbar.
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