Übergreifender Lösungsansatz: Was wir von deutsch-chinesischen Joint Ventures in China lernen können

Für Unternehmen der deutschen Automobilindustrie ist China der weltweit größte Absatzmarkt, auf dem bereits jetzt über 50 Prozent des Umsatzes eingefahren wird — mit faszinierendem Wachstumspotenzial. Um in China Automobile zu vertreiben und für den Markt entwickeln zu dürfen, gehen die deutschen Autobauer Joint Ventures mit lokalen Unternehmen ein. Mit kleinen Teams treiben die Partner in kürzester Zeit spannende Entwicklungen im digitalen Bereich voran.

China will den Anteil von Elektro- und Hybridautos auf heimischen Straßen erheblich erhöhen und gleichzeitig weltweiter Marktführer in der Elektromobilität werden. Um das in kurzer Zeit zu schaffen, entwickeln die Joint Ventures im Bereich "E-Mobility" Fahrzeuge, die ausschließlich für den chinesischen Markt bestimmt sind. Mit diesem Konzept sind chinesische Technologie-Unternehmen bislang gut gefahren. Beispiele dafür sind Xiaomi und Tencent, die in Europa eher unbekannt sind, dafür in China mit technisch hochwertigen Produkten und Anwendungen hohe Marktanteile erzielen.

Wer den chinesischen Markt verstehen will, muss nicht nur da sein, sondern mitmachen

Wer in China arbeitet, spürt überall die enorme Aufgeschlossenheit der Bevölkerung gegenüber allem, was digital ist. Gerade hierhin liegen auch die Vorteile für die deutschen Joint Venture-Partner, in China neue Technologien schneller und übergreifender einsetzen und testen zu können. Gerade das ist für deutsche Partner attraktiv: Mit kleinen, qualitativ exzellenten Teams agieren die Kollegen hier nicht wie in einem mitunter schwerfälligen Konzern, sondern wie ein schnelles Start-up.

Bei der Zielpuls arbeiten wir in agilen Beratungsteams und entwickeln gemeinsam mit unseren Kunden aus der Automobilbranche technische Gesamtlösungen für die Zukunft. Als Schnittstelle zwischen Strategie und technologischer Umsetzung gestalten wir die digitale Transformation aktiv mit. In China sind wir seit 2012, zunächst auf Projektbasis aktiv, und seit 2014 mit einem 100-prozentigen Tochterunternehmen in Shanghai. 2017 eröffnete Zielpuls in Peking ein weiteres Büro.

Warum Projekte in China anders laufen

Wer China verstehen will, muss dort leben und arbeiten: Von Oktober 2015 bis Dezember 2016 leitete ich für die Zielpuls ein Projekt für ein deutsch-chinesisches Joint-Venture zur Einführung eines Connected Car-Funktionsportfolios und der zugehörigen Infotainment-Funktionen. Schnell wurde klar, dass dort erheblich kurzfristiger entschieden wird und dass sich Marktbedingungen viel schneller ändern, somit auch agiler darauf reagiert werden muss.

Zu Beginn musste ich mich auf das unbekannte Umfeld und den mir damals unbekannten Markt einstellen. Die intensive Zusammenarbeit sowie der respekt- und vertrauensvolle Beziehungsaufbau mit den Stakeholdern erleichterte die Arbeit enorm. Kulturell werden mehr Einzelmeetings angesetzt, damit niemand sein Gesicht in der Gruppe verlieren kann. Auch werden die Workshops stärker vorabgestimmt. Mit fortschreitender Projektdauer wurde es auch innerhalb der Gruppe immer offener und lockerer.

Gleichzeitig musste ich mich auf einen anderen Arbeitsstil einstellen: Als sehr strukturiert denkender und handelnder Projektleiter traf ich oft auf chinesische Partner, die lieber aus der Vogelperspektive schneller für sie zielführende Details besprechen wollten als das im Projektplan vorgesehen war. Genau diese Mischung war aber letztendlich erfolgreich: Zusammen mit dem Team des Kunden erreichten wir einen pünktlichen Go-Live zum Verkaufsstart des Fahrzeugs.

Das Erfolgsrezept: übergreifender Ansatz führt schneller zum Ziel

Was blieb mir persönlich aus dieser Zeit hängen? Neben dem intensiven kulturellen Austausch, der hohen Dynamik, neuen Freundschaften und der eigenen Weiterentwicklung hat mich die ganzheitliche Herangehensweise an Entwicklungsprojekten beeindruckt. In China steht immer der „große Wurf" im Vordergrund. Das spiegelt sich auch im Arbeitsleben wieder:

• Funktionsübergreifende Zusammenarbeit schafft Übersicht: Interdisziplinäre Teams sind ein bewährtes Erfolgsrezept bei der Entwicklung von Connected Car-Services. In Deutschland tun wir uns mitunter schwer damit, transparent und offen über Abteilungsgrenzen hinweg zu arbeiten. In China habe ich dies als unkompliziert erlebt. Eine Erklärung könnte sein, dass die Ausbildungshintergründe der Teammitglieder meistens unterschiedlicher und Karrieren in China oft von mehreren Wechseln "über den Tellerrand" geprägt sind.

• Unterschiedliche Kulturen bereichern das Arbeitsklima: Vor allem in den Joint Ventures prallen oft verschiedene (Arbeits-)Kulturen aufeinander. Das brachte wichtige Impulse, um die eigene Sichtweise zu hinterfragen und aus der Komfortzone herauszukommen.

• Agilität bei der Lösungsfindung/Offenheit für neue Wege: Viele unvorhergesehene Herausforderungen und große Änderungen sind in der Joint Venture-Arbeitswelt Normalität. Angenehm ist, dass das in China nicht als Stressfaktor wahrgenommen wird.

• Starke Lösungsorientierung — alle machen mit: Die unbedingte Lösungsorientierung gehört überall dazu. In China wird immer eine Lösung gefunden; auch wenn das bedeutet, dass man außerhalb seines vorgesehenen Bereichs mit anpackt. Jeder will ausprobieren und testen sobald ein Release da ist. Es gibt kein Abteilungsdenken.

• Der Kunde (die „Customer Journey") steht im Fokus, nicht die technische Lösung: Im Vordergrund steht das "Was wollen wir erreichen", nicht das „Wie". Dadurch werden möglichst einfache Wege für die Entwicklung angestrebt, statt sich in bereits gegangene Wege/Schemata zu zwängen. Auf diese Weise werden die Anforderungen schneller erfüllt und später kann optimiert werden.

Bei allem Enthusiasmus gibt es natürlich auch Schattenseiten: Nicht immer klappt die Kommunikation wie erwartet, manchmal entstehen Konkurrenzsituationen in den Teams und die Qualität wird unterschiedlich bewertet. Aber auch diese Diskussionen sind für die westlichen Partner hilfreich. Denn letztendlich bekommen die deutschen Automobilunternehmen durch die Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse des riesigen Absatzmarktes und einen tiefen Einblick in die Arbeitsweise chinesischer Unternehmen, von denen wir auch in Deutschland lernen können.
Also: Auf nach China — die Zielpuls ist schon da!

Über Zielpuls

Das Beratungsunternehmen Zielpuls wurde im Jahr 2008 im München gegründet. Das interdisziplinäre Team um Geschäftsführer Markus Frey und Dr. Marc Poppner konzentriert sich auf die technologieorientierte Unternehmensberatung. Agile Beratungsteams entwickeln gemeinsam technische Gesamtlösungen für die Zukunft. Als Schnittstelle zwischen Strategie und technologischer Umsetzung gestaltet Zielpuls die digitale Transformation aktiv mit. Bei Zielpuls ist das Zusammenspiel zwischen Technik und Menschen mehr als eine Vision: Es ist das Leitbild für nachhaltige Projekterfolge. Zielpuls verfügt neben dem Hauptsitz in München über weitere kundennahe Büros in Wolfsburg, Shanghai sowie Peking.

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