Mit Modellbau und Märklin fing alles an

Wer durch die langen Gänge des „Spiel und Babyland Kämmer“ in Mücke-Merlau läuft, der kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus: Hier sind wirklich alle namhaften Hersteller vertreten von Playmobil, Lego, Märklin, über Bruder, Lego, Hape, Nuk und Haba bis Schleich – man hat den Eindruck, dass vom Schnuller bis zum Kinderwagen und vom Knetball bis zum Trampolin tatsächlich nichts fehlt, auch keine Kinderbadehose und auch kein Kartenspiel – nein, wirklich alles da. Doch das Sortiment wurde nach und nach umgestellt, erklärt Seniorchef Karl-Heinz Kämmer beim Besuch des Wirtschaftsdezernenten Dr. Jens Mischak.

Schon vor mehr als 40 Jahren begann Karl-Heinz Kämmer mit einem kleinen Geschäft in Mücke-Merlau, genauer gesagt 1976. Sein Herz schlug damals für den Modellbau, er war Hobby-Modellflieger. „Dann gab es eine Zeit, so vor etwa 30 Jahren, als wir deutschlandweit bekannt waren“, erzählt er, „und zwar mit Märklin. Wir haben rund zehn Prozent des Märklin-Umsatzes in ganz Deutschland hier gemacht.“ Von diesen Hochzeiten des Modelleisenbahnbaus erzählen große Vitrinen, in denen noch viele Schätze hinter Glas auf ihre Käufer warten. Doch die Zeiten ändern sich: „Die Modelleisenbahner sind eher älter, der Markt ist schon seit zwanzig Jahren rückläufig und insgesamt verliert der Modellbau an Wert“, sagt Kämmer. Ein bisschen Wehmut schwingt mit beim Anblick der Loks und Waggons hinter Glas.

Aber Kämmer und sein Sohn Michael haben deshalb nicht resigniert: In den vergangenen Jahren wurden nicht nur die Flächen sondern auch das Spielwarensortiment kontinuierlich erweitert, um den wachsenden Ansprüchen gerecht zu werden. Auf über 2.000 Quadratmetern bietet das „Spiel und Babyland Kämmer“ das komplette Sortiment der Baby- und Kinderausstattung sowie Spielwaren in riesiger Auswahl an, seit etwa zwei Jahren ist es einer der großen Schulranzenanbieter in Hessen. Und sie haben eine eigene Haltung zum Internetvertrieb: „Wir bieten keinen Versand übers Internet an“, erklärt der Juniorchef, „man kann unsere Ware im Internetshop sehen und reservieren, um sie dann hier vor Ort zu kaufen.“ Die Preise im Geschäft richten sich nach den Konkurrenten im Internethandel – „Wir sind es, zu denen jemand kommt, wenn er Spielzeug im Netz bestellt hat und etwas kaputt ist oder er damit nicht klarkommt – diesen Service lernen unsere Kunden mehr und mehr zu schätzen“, so Michael Kämmer.

Umgekehrt lässt er einen Kunden auch einmal spüren, was er davon hält, wenn er ihm ein im Internetshop gekauftes Gerät in den Laden bringt, wofür er Hilfe beim Zusammenbauen haben möchte. „Er hätte es für den gleichen Preis auch hier erhalten, dann hätte ich auch gerne geholfen“, schmunzelt er. Ein bisschen hoffen die Kämmers darauf, dass sich die Kunden wieder rückbesinnen auf die Händler vor Ort. Und es fehlt auch nicht an neuen Geschäftsideen. Zwar soll das Ladengeschäft nicht mehr ausgeweitet werden, aber der Familienbetrieb vermietet auch Ferienwohnungen in einem Schloss auf Usedom. Weil das aber nicht gerade „ums Eck“ ist, soll demnächst vielleicht noch eine Elektro-Tankstelle auf dem Hof hinzukommen. Zumindest trägt sich der Seniorchef mit diesem Gedanken und hat mit Thomas Schaumberg und Wirtschaftsdezernent Mischak vereinbart, nach Förderprogrammen und Umsetzungsmöglichkeiten zu schauen.

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