„Hundertjährige hüten einen Schatz“

„In Deutschland leben inzwischen über 10.000 Hundertjährige. Diese Menschen hüten einen Schatz, und sie sind bereit, ihn mit uns zu teilen.“ Dietrich Grönemeyer, Pionier der Mikrotherapie und langjähriger  Medizinprofessor an der Universität Witten, warb bei einer Gesundheitstagung der Novitas BKK und des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft (BVMW) in Bonn für Gesundheit durch Bewegung.

Vor über 120 Unternehmern und Führungskräften kritisierte Prof. Grönemeyer eine Medizin, die zu wenig Zusammenarbeit sucht und zu stark auf Operationen fixiert ist. „Nur 3 Prozent aller Rückenschmerzen kommen von den Bandscheiben – 80 Prozent kommen von den Muskeln.“

Am Beispiel von drei bemerkenswerten Senioren, die mit 94, 95 und über 100 Jahren noch selbständig und leistungsfähig sind, erläuterte Grönemeyer die Bedeutung von Bewegung auch für die geistige Gesundheit. Und warb dafür, Menschen auch jenseits der 65 noch arbeiten zu lassen, „da wo sie den größten Nutzen bringen“.

Anschließend sprachen Experten und Praktiker in einer Podiumsdiskussion über Veränderungsprozesse in Unternehmen. Stephan Multhaupt (deep white) wies auf das Potenzial besserer Mitarbeiterbindung hin: „Ein Mitarbeiterverlust kostet je nach Qualifikation 20.000 bis 45.000 Euro – davon kann man Manches finanzieren.“ Yvonne Fox (memotech) berichtete von der Analyse psychischer Gesundheitsgefährdungen in ihrem Unternehmen – und hatte einen Hinweis für Unternehmensführungen: „Wenn man die Mitarbeiter fragt, muss man anschließend auch handeln.“ 

Frank Bautz, Leiter der Novitas BKK-Geschäftsstelle Bonn, nannte als wichtigste Bedingung erfolgreicher Veränderungsprozesse einen langen Atem: „Man braucht Geduld, man darf nicht nach einem halben Jahr aufgeben oder einen anderen Prozess anfangen. Man muss dranbleiben, kleine Erfolge feiern und die Mitarbeiter mitnehmen.“

Dagmar Meyer und Dr. Alois Kreins vom BVMW und Novitas BKK-Vorständin Kirsten Budde hatten die Teilnehmer im Rheinhotel Dreesen am Bonner Rheinufer begrüßt. Kirsten Budde beschrieb die Methoden der klassischen betrieblichen Gesundheitsförderung mit der Auswertung anonymer Krankheitsdaten und der Planung, Umsetzung und Auswertung von Maßnahmen. „Kleinere und mittelständische Unternehmen“, so Budde, „können nicht so leicht anonyme Daten erheben. Aber sie haben eine Erkenntnismöglichkeit, die in Großunternehmen schwierig zu nutzen ist: das persönliche Gespräch. Und wenn es, wie heute meistens, um die Seele geht, dann ist das persönliche Gespräch nicht zu ersetzen.“

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